Sunday, December 21, 2008

A bis Z



Im Januar 2007 hat es angefangen. Mit dem Plan zu reduzieren, und dabei zu intensivieren. Was übersetzt für die Bücherei hieß: A.

A wie Alphabet. A wie Auswahl. A wie Autor.

2 Jahre später bin ich nun bei Z angelangt.

Z wie Ziel. Z wie Zeilen. Z wie Zufall.

Zufall, weil ich nicht in Zeiträumen geplant hatte. Nicht auf den Dezember als XYZ zugesteuert bin. Und auch nicht auf Yoshimoto. Die nun den Abschluss bildet, zusammen mit Zola. Und in deren Nachwort sich ein bemerkenswerter Satz findet.

"Ich schreibe, weil es schon immer etwas ganz Bestimmtes gegeben hat, das ich sagen wollte, und ich werde um jeden Preis schreiben, bis ich diese eine Sache nicht mehr sagen will."

Und damit eine Antwort gibt auf die Frage, die ganz am Anfang dieses Blogs stand. Am 7. November 2005. In Sommerstücken im November:

"Woher kommt dieses Bedürfnis überhaupt, die Momente zu skizzieren, in Worten, auf Papier, sie zu drehen. Dieses Bedürfnis, geschriebene Worte zu teilen. Und diese Versuche, in Sätzen auf den Grund der Dinge zu tauchen."

Und nun?

Geht es an einem anderen Ort weiter. In einer anderen Sprache. In virtualnotes.

Und auch: mit einer neuen Bücherei. Die sich 3 Ecken von hier befindet, in der ich aber noch nie war. Was ein guter Grund ist, dort nun einmal vorbeizuschauen.

~

Monday, December 15, 2008

Shakespeare and Company



Der Winter ist da, samt Schnee und Kerzen und Nachtfrost. Überall gibt es Listen mit den besten Büchern des Jahres. Besonders nett: die Top Ten Top-Ten List der NewYorkTimes. Amüsant ernsthaft ironisch zu nehmen, je nach Laune.

Ich bin bei meinem eigenen Bücher A bis Z mittlerweile bei Z angelangt: Stefan Zweig. Und: Emile Zola. Doch vor der Lektüre kam dann Nick Hornby dazwischen, mit seinen gesammelten humorigen Berichten aus seinem Leben als Leser, denen jeweils eine Liste der gekauften Bücher vorangeht - und eine Liste der tatsächlich gelesenen Bücher. So eine Art Soll und Haben, samt Erklärung:

Das Buch von Franci Wheen und NoteEven Wrong von Paul Collins waren Leseexemplare, die ich zugeschickt bekam. Ich hatte keine Ahnung, dass ich Wheens Buch würde lesen wollen, bevor ich es in der Post hatte, und nur wegen Wheen las ich dann Lewis, und dann kam Not Even Wrong, und das wollte ich auch lesen, deswegen fiel Buchans Grünmantel unter den Tisch, und zwar endgültig, fürchte ich. Leser sein ist beinah so, als wäre man Präsident, nur dass Lesen in der Regel weniger Staatsempfänge mit sich bringt. Man hat seine Agenda, die man abarbeiten will, doch dann komm einem das Tagesgeschehen dazwischen, Bücher in der Post / der Dritte Weltkrieg, und man lässt sich kurzzeitig vom eingeschlagenen Weg abbringen.

Dazu gibt es parallel Rendez-vous aus dem literarischen Paris: eine kulinarische Reise durch das Paris der zwanziger Jahre von Suzanne Rodriguez-Hunter, die jedem Jahreskapitel eine kurze Liste mit den wichtigsten Ereignissen in den Vereinigten Staaten und in Paris voranstellt.

Das Schöne an dem Buch: beim Lesen treffe ich alle paar Seiten auf alte Bekannte der letzten 2 Lesejahre, die wiederum auf ihre Bekannten treffen: James Joyce, Gertrude Stein, Ernest Hemingway, Djuna Barnes, Scott Fitzgerald...

Ein paar Tage, nachdem sie nach Paris zurückgekehrt waren, schenkte Fitzgerald Hemingway eine Ausgabe seines soeben erschienenen Romans, Der Große Gatsby. Da er Fitzgerald mittlerweile gründlich satt hatte, begab sich Hemingway äußerst widerwillig an die Lektüre, konnte sich aber dem Zauber, der von ihr ausging, nicht lange entziehen. Wenn Fitzgerald solch ein großartiger Roman gelingt, dachte er, wäre es ihm auch zuzutrauen, einen noch wundervolleren zu Papiere zu bringen. Hemingway nahm sich fest vor, ab sofort alles Erdenkliche zu tun, um Fitzgerald zu helfen und ihm ein guter Freund zu sein, ganz gleich, welche Verrücktheiten er sich noch leisten würde.

Damit wäre nun auch klar, wer als nächstes kommt: Fitzgerald. Und dann, nach A bis Z, vielleicht auch, ein anderer Ort. Eine andere Lesart.

Tuesday, November 25, 2008

7 Tage voller Worte



Sommersonneninselauszeit. 7 Tage Lanzarote. Während der Schnee in Europa anfängt, zu fallen, lese ich "The Sea" von John Banville. Booker Prize Gewinner 2005. "They are like hits of some delirious drug, these sentences." Kommentierte Daily Telegraph. Das einzige Problem: das Buch hat nur 262 Seiten. Jede Seite davon, gefüllt mit Schicht um Schicht von Gedanken. Mit Sätzen wie diesen:

The past beats inside me like a second heart.

"Patient," Anna said to me one day towards the end, "that is an odd word. I must say, I don't feel patient at all."

At what moment of all our moments is life not utterly changed?

„Du bist schon ganz voller Worte,“ sagt Ronnie. Ich lache. Er hat Recht. Wie kann man 262 Seiten auf 1 Woche strecken?

Die Rezeption hat die Antwort. Linwood Barclay. (Bin ich nun plötzlich wieder bei B? Das Buch vom Flug ist auch B. Frank Baum. The Wonderful Wizard of Oz. Witzig. Aber passend, jetzt, während ich fast durch bin mit dem Lese-Alphabet. Also dann, von V nun für eine Weile zur nächsten Runde des Alphabets. Und von Banville zu Barclay. No Time for Goodbye.)

Das Schöne an der Inselzeit: Die Tage sind länger. Ich lese das Barclay-Buch an einem Tag. Es spielt in 1983. Und gründet auf der Frage: Was, wenn du aufwachst, und deine Familie ist über Nacht verschwunden?

Im zweiten oder dritten Kapitel stolpere ich bei Barclay über King, und dabei auch über die Antwort, warum Menschen Gruselbücher lesen.

„On the single bed in my dorm room, Cynthia had fallen asleep reading a tattered paperback copy of Misery by Stephen King. Cynthia wasn’t an English major and could read whatever the hell she wanted, and found comfort sometimes in reading about people who had gone through worse than her.“

Von Barclay und der Grausamkeit der Welt geht es dann zurück zur See, zu Banville. Aber irgendwo im Hinterkopf blieb King. Und bei einem weiteren Gang zur Rezeption, 2 Tage später, strahlt er mir dann in orange entgegen: „Cell.“ Die unsubtile Frage, die hinter dem Buch steht, und die seltsam schön in das sonnige Ferienidyll passt:

Was, wenn die Welt verrückt wird?

Oder, wie Banville es in 3 Worten fasst: "Honestly, this world."

Sunday, November 16, 2008

Oz



we're here. in Lanzarote. and i just finished the paperback i brought for the flight: The Wondrous Wizard of Oz. it's a penguin classic, and comes in green colour.

i read it somewhen before, but it felt like reading it anew. there are so many curious passages in it. and i didn't remember it: Kansas, the place Dorothy is coming from, is described as „grey“. while Oz is full of colours. there even is a huge field of flowers that is part of one of her adventurous, here:

„Aren't they beautiful?“ Dorothy asked.
„I suppose so,“ answered the scaregrow. „When I have brains, I shall probably like them better.“
„If only I had a heart I should love them,“ added the Tin Woodman.
„I always did like flowers,“ said the cowardly Lion. „They seem so helpless and frail. But there are non in the forest so bright as these.“


it's another curiousity, that i keep stumbling over all those passages that seem to relate to 2028 in other books.

Tuesday, November 11, 2008

Das grüne Haus



November. Sonne. Mario Vargas Llosa. In Südamerika ist jetzt Frühling, denke ich, als ich die Biografie aufschlage. Grasgrün ist sie. Und der Suhrkamp-Roman dazu, zitronengelb.

Die Biografie hätte passender nicht sein können. Während ich an einem Schreibprojekt mit ineinander verschachtelten Storylines puzzle, finde ich darin eine Skizze seines Romans "Das grüne Haus".

Die Geschichten begegnen dem Leser in Form von Fragmenten, die einander abwechseln und in ihrem wiederholten Auftauchen zu wiedererkennbaren Handlungsssträngen zusammenwachsen. Ein solcher Aufbau der Makrostruktur ist in einem eigentümlichen Sinn "poetisch": der Text folgt seinen eigenen, nur für ihn gültigen Regeln, durchbricht sie aber zugleich spielerisch.

Zwei Tage später lese ich dann den Roman, an einem Nachmittag. Die kleinen Hunde. Das Leben, in sechs Kapiteln. Während es draußen so warm ist, dass ich schließlich umziehe auf die Terrasse. Und dann dort weiterlese. Während die Blätter gelb fallen. Auf das Gras, das vom Sommer noch ganz satt ist.

Und plötzlich ein Schluchzen, sprich dich halt aus, was war denn passiert, und er nichts, verdammt noch mal, war eben ein bißchen traurig geworden, sonst nichts, und sie über was denen, wo's Leben doch so dufte war, Genosse, und er über einen Haufen Sachen, und Manuco über was zum Beispiel, und er weil man die ganze Zeit nur arbeitete oder soff oder sich rumtrieb, alle Tage dasselbe und plötzlich war man alt und starb, verrückt, nicht? ja.

Ein Satz, das Leben. Verrückt, nicht?

Ja.

Sunday, November 02, 2008

Klassiker



November. Und ich bin bei W angelegt. Bei Oscar Wilde und Tennessee Williams. Bei Cat on a Hot Tin Roof und The Importance of Being Earnest. Was mir erst daheim auffällt: ich bin auch bei einer neuen alten Gattung angelangt. Beide Bücher sind keine Romane. Sondern Theaterstücke. Und auch: Lebensstücke. Das erste, voller Ernst.

Big Daddy: Brick, you know, I swear to God, I don't know the way it happens?
Brick: The way what happens, Big Daddy?
Big Daddy: You git you a piece of land, by hook or crook, an' things start growin' on it, things accumulate on it, and the first thing you know it's completely out of hand, completely out of hand!
Brick: Well, they say nature hates a vacuum, Big Daddy.

Das Gegenstück dazu: Oscar Wilde. Eine Verwechslungsgeschichte, leichtherzig, selbstironisch, überraschend modern.

Algernon: The truth is rarely pure and never simple. Modern life would be tedious if it were either, and modern literature a complete impossibility.
Jack: That wouldn't be a bad thing.


Wilde selbst schrieb dazu: "It is exquisitely trivial, a delicate bubble of fancy, and has its own philosophy -- that we should treat all the trivial things of life seriously and all the serious things of life with sincere and studied triviality."

Als kleine Überraschung kam dann genau diese Woche Die Katze auf dem heißen Blechdach auf 3Sat. Mit Liz Taylor und Paul Newman. Ein Film, der aus der Zeit stammt, in der Titel noch 1:1 übersetzt wurden.

Saturday, November 01, 2008

Zwischen den Stühlen



Von Thomas Mann bis Ingeborg Bachmann. Von Erich Kästner bis Patrick Süßkind. Von Christa Wolf bis Christian Kracht. Von 1945 bis jetzt. Von Volker Weidermann. In 326 Seiten. Zeitgeschichte in Autorenporträts, komprimiert und packend und weitsichtig und fesselnd.

Schreiben gegen die Zensur und auf dem Bitterfelder Weg, Schreiben als Neuerfindung, als politischer Akt, als Selbstbefreiung und Kampf und Wahn und Glück. Und Leben.
Wie hängt das zusammen? Das hat mich immer interessiert. Das Leben und das Schreiben. Wo kommt einer her? Wie entstehen die guten und also notwendigen Bücher? Was ging da für ein Kampf voraus? Was ist das für ein Mensch, der dieses Buch geschrieben hat?


Ich fange bei Kapitel 1 an, am 8. Mai 1945. Und kann nicht aufhören zu lesen. Über Hilde Domin und Thomas Mann im Exil. Über Verlorene und Heimkehrer. Über Wolfgang Borchert. Draußen vor der Tür. Gelesen in der Schule. Das Buch, irgendwann verschütt gegangen, und dennoch noch da. All die Bücher. All die Autoren.

Seltsam passend dazu, das Zeit Designheft über die Kunst des Sitzens.

Monday, October 20, 2008

Über Leben



Oktober = Buchwochenzeit. Diesmal mit einem neuem Sonderheft. Zeit Literatur. 102 Seiten voller belletristischer Neuerscheinungen "über Liebe und Hunde, Krieg und Frauen, Mord und Überleben". Passend zum Überleben, Gedanken zu Darwin. Und passend dazu, eine einzige kurze Kurzgeschichte. Und eine Gedichtreihe mit Fotos. 7 DichterInnen mit Kurzporträt und Gedicht-Foto auf 8 Seiten.

Die Überraschung folgte diese Woche: "Was macht eigentlich Daniel Kehlmann?" fragt das Zeit Magazin. Und gibt die Antwort darauf in einer Kurzgeschichte und einem Porträt, in dem es - ebenso wie in der Kurzgeschichte - um das Thema Ruhm und Porträts geht.

Daniel Kelhmann sagte während unsere ersten Begegnung im Kreuzberger Restaurant Grünfisch, dass Ruhm nur dann erträglich sei, wenn er, wie Misserfolg, mit Gleichmut behandelt werde. Vielleicht ist dies das heimliche Zentrum seines neuen Buches.

Und passend dazu, 2 Fragen aus der Kurzgeschichte:

86) Halten Sie es auch manchmal für möglich, dass Sie selbst ein Platzhalter sind, ganz wie jene Platzhalter, die Sie sich aus der Not schaffen, um es dann Kunst zu nennen?
87) Ist Kunst immer eine solche Platzhalterschaft, oder gibt es auch eine substanziell andere?

Und bin es nur ich, oder lacht die Eule in dem Bild?

Sunday, October 12, 2008

Zindelfingen



Oktober. Die Welt, im Schatten der Finanzkrise, die wie ein Beben wirkt, besonders hier, in der für sicher gehaltenen Welt Mitteleuropas. Vielleicht zieht es mich auch dadurch zu Büchern und Geschichten aus Osteuropa - aus einer Region, die aus der Krise kommt.

Aleksander Hemon, ihn kannte ich schon aus der Sammlung "Der Andere Nebenan", die ich im März gelesen habe. Jetzt kam eine Kurzgeschichte von ihm im New Yorker. "The Noble Truth of Suffering." Die Geschichte spielt in Bosnien. Und dreht sich um das Leben. Und das Schreiben.

When he was young, like me, he sid, he had though that all the great writers knew someting he didn't. He'd thought that if he read their books he would learn something, get beter: He'd thought that he would acquire what those writers had: the wisdom, the truth, the wholeness, the real shit. He had been burning to write, hungry for that knowledge. But now he knew that that hunger was vainglorious; now he knew that writers knew nothing, really - most of them were just faking it. He knew nothing. There was nothing to know, nothing on the other side. There was no walker, no path, just walking. This was it, whoever you were, wherever you were, whatever it was, and you had to make peace with that fact.

Marina Lewycka kannte ich vorher nicht. Es war das Cover, das mich am Buch hängenbleiben ließ. Und der kleine Pinguin. Und dann, der Titel: A Short History of Tractors in Ukrainian. So heißt der Roman, und so heißt auch ein Buch im Roman selbst, der von der Generation danach erzählt. Von zwei Schwestern, deren Eltern aus der Ukraine kamen. Am Ende des Buches, eine Karte.

"This is our journey. Ukraina to England." He traces the line backwards. "Same journey, other direction." His voise is laboured, croaky. "Look, here in south near Stuttgart is Zindelfingen. Ludmilla was working in Daimler-Benz assembly. Nineteen forty-three."

Und dann, eine Seite weiter, eine Passage, die fast wie eine Reflektion der Hemon-Passage wirkt.

When I was young, I wanted my father to be a hero. I was ashamed of his graveyard desertion, his flight to Germany. I wanted my mother to be a romantic heroine. I wanted their story to be one of bravery and love. Now as an adult I see that they were not heroic. They've survived, that's all.

Die noble Wahrheit des Leidens.

Ist Leben.

Monday, September 29, 2008

Endzeit



Ende September. Herbst mit Sonnenschein, und mit täglich irritierenden Nachrichten aus den USA. Eine Bank nach der anderen kollabiert. Und der Wahlkampf läuft.

Ich blättere in Cormac McCarthy, und stoße auf diese Zeilen, geschrieben 2005.

Ich glaub, ich weiß wohin es mit uns geht. Wir werden mit unserem eigenen Geld gekauft. Und es sind nicht bloß die Drogen. Da draußen werden Vermögen angehäuft, von denen kein Mensch ewas weiß. Was glauben wir eigentlich, zu was dieses ganze Geld führen wird? Geld, mit dem man ganze Länder kaufen kann. Das ist ja auch schon passiert. Kann man auch dieses Land damit kaufen? - Ich glaub nicht.

Das Buch, das McCarthy nach Kein Land für alte Männer geschrieben hat, war glaube ich, The Road. Ein Endzeitbuch.

Und noch eine seltsame Parallele. Ein Kommentar aus dem Herr der Ringe Leserbuch.

Ich bin Amerikanerin. Was ich möchte, ist, weiterhin genau das zu tun, was ich die ganze Zeit schon getan habe, so schlecht es auch sein mag, bloß dass ich zunächst einmal hören möchte, das sei schon okay, weil es nicht meine Schuld ist. Ich muss also jemand finden, dem ich die Schuld dafür geben kann.

Wobei das natürlich gleichermaßen für den Rest der Welt gibt. Es ist immer die einfachste Lösung, den schwarzen Peter an die USA weiterzureichen.

Saturday, September 27, 2008

Die nie endende Geschichte



Wer hätte das erwartet: ich bin im Auenland hängengeblieben. Nach dem Herrn der Ringe auf deutsch lese ich nun den Hobbit, im Original. Mit rotem Drachen auf dem Cover. Mit herausfallenden Seiten. Und mit diesem wunderbaren tolkienschen Vorwort, das mich darauf aufmerksam macht, dass auch das Original nur eine Annäherung an die Sprache von Mittelerde ist.

This is a story of long ago. At that time the languages and letters were quiet different from ours of today. English is used to represent the languages.

Und dann, der erste Satz, den ich schon aus der Biografie kannte.

In a hole in the ground there lived a hobbit.

Parallel dazu blättere ich in Tolkiens Zauber. Ein Buch mit Essays und Erinnerungen von Fantasy-Autoren. Fast jeder erzählt, wann er Tolkien zum ersten Mal gelesen hat, und wie es dazu kam. Ein weiterer roter Faden: der Einfluss, den Tolkien auf das danach geschriebene hatte. Wie Terri Windling.

Das College bedeutete für mich, dass ich den dunklen Wald verließ und an einen helleren Ort gelangte. Es war ein Leben, das die Eigenschaften hatte, die Tolkien fom Ende eines Märchens verlangte: Den Trost der Freude, und das, was er als "wunderbare Gnade" bezeichnete. Obwohl ich dieses hellere Land sehr liebte, gibt es doch Zeiten, da ich mich in den Wald, in die Dunkelheit zurückbegebe, zum es war einmal der nie endenden Geschichte.

Und dann war noch - Rilke. Auch bei ihm blieb ich hängen. Und lese, immer wieder, dieses eine Gedicht.

Oft fühl ich in scheuen Schaudern
wie tief ich im Leben bin.
Die Worte sind nur die Mauern.
Dahinter in immer blauern

Bergen schimmert ihr Sinn.

~

Wednesday, September 24, 2008

In gar keinem Land



Mark Twain heist eigentlich Samuel Langhorne Clemens. Seinen Namen hat er von seiner Zeit als Schiffslotse: Markiere zwei Faden. Mark Twain. Und hier, noch mehr über ihn:

Mark Twain wußte wahrlich, was ein Hinterwäldler ist. Er kannte die hoffununglose Verlorenheit der amerikanischen Provinz, weil er ihr entkommen war.

All das steht in deinem kleinen Band, der so wunderbar handlich zu einem Saunabesuch passt. 85 Seiten, davon 38 ein Nachwort namens "In gar keinem Land" - die Antwort des Amerikaners auf die Frage eines Ausländers, in welchem Land er hier denn gelandet sei.

"What country?"
"Why, dern it all, you ain't in any country."


Als ich die beiden Sätze lese, denke ich wieder daran, dass es besser wäre, alle Bücher im Original zu lesen, statt in einer Übersetzung.

Wie zum Beispiel American Youth. Von Phil LaMarche. Ein Buch, das mit einem Cormac McCarthy Zitat beginnt, das sich eingräbt. Um so mehr, als ich erst letztes Jahr The Road gelesen habe.

Scars have the strangest power to remind us that our past is real.

American Youth könnte vielleicht der heutige Twain sein. Seine Geschichte spielt genau dort, in gar keinem Land. In einem Provinznest, in dem das neue und das alte Amerika aufeinandertreffen.

It's hard to watch the langscape of your childhood disappear, and I think that the personal experience of that loss is what might sway my opinions concerning the two different cultures. I could be like the American Youth gang and become resentful and tehn do my best to justify and bolster that feeling, but where would that get me?

Auch diese Passage, aus dem Nachwort, das eigentlich ein Interview ist, und "A conversation with Phil LaMarche" heißt.

Friday, September 19, 2008

Einfach Kunst



September. Der Herbst kommt übers Wochenende. Während ich Spaghetti esse, gehe ich mit Andreas Meier ins Römermuseum. Erst hätte ich den Artikel fast überblättert. Dann bleibe ich hängen. Und folge dem Rausch der Geschichte.

Ich gehe weiter und komme zu den Germanen. Dort betrete ich eine Fläche, auf der Kuhsilhouetten aufgezeichnet sind. Drum herum schwarze Punkte. Da man von der Schlängelrampe aus immer wieder auf bereits besuchte Ausstellungsstationen herabblicken kann, hat man viel Gelegenheit zu fragen. Was sollen eingentlich die Kuhsilhoueten da, warum sieht man schwarze Punkte auf dem Bodem? Und so weiter.
Das sei ihnen gar nicht aufgefallen, sagen die Besucher.
Unwillkürlich muss ich an Per Anhalter durch die Galaxis denken. Dort gibt es das songenannte PAL-Feld. Um einen Gegenstand unsichtbar zu machen, wird ein "Problem anderer Leute"-Feld um ihn errichtet.


Vielleicht liegt es auch an der Launigkeit des Artikels, dass ich dann einige Tage später selbst ein Museum besuche: in der Villa Merkel läuft eine neue Aussstellungm "Arbeiten mit der Sammlung Rolf Ricke". Neugierig gehe ich durch den Park, der mit verrosteten Skulpturen schon auf die Begegnung mit der Kunst vorbereitet.

Innen warten fast leere Räume, pointiert bevölkert von Kunstwerken ohne Titel. Einfarbige Leinwände in Falten. Gesplitterte Glasscheiben. Schwarze Flächen mit Loch. Alles, bis auf eine Zeile im Faltblatt, ohne Erläuterung.

"Ich will zeigen," sagt Rolf Ricke, "dass Kunst eigentlich ganz einfach ist. Sie ist ablesbar. Worum es sich auch handelt- man kann ganz genau sehen, wie etwas gemacht ist, und das schätze ich an der Kunst."

Mein Horoskop nimmt es mit Humor. "This would be a good time to see an art exhibit that challenges your preconceived views about what is beautiful," sagt es einen Tag später. "Probably this will be entertaining rather than unsettling, and you will experience something new."

Kunst und die Aufgabe und Leistung des Künstlers. Auf das Thema treffe ich dann an einem ganz anderen Ort noch einmal: auf dem Buchumschlag von Patrick Süskinds Roman "Die Taube".

Nicht nur riecht, schmeckt man, sieht und hört man, was Süskind beschreibt; er ist ein Künstler, auch wenn es darum geht, verschwundenes, verarmtes Leben in großer innerer Dramatik darzustellen.


Mit den Horoskopzeilen im Hinterkopf nehme ich dann einen zweiten Anlauf. Online. In den gesammelten Google Bildern von Rolf Ricke. "Die Sammlung spiegelt..", steht unter einem Bild. "Einfach Kunst" unter einem anderen.

Und da ist es wieder: das Loch in der Leinwand, das die Gedanken anstößt.

Thursday, September 11, 2008

Wo anfangen?



In der Zeit, in zeitlosem schwarz-weiß, Gedanken zu Menschen und Dingen, die aus Amerika kommen. Da ist zum einen der neue E-Book-Reader von Amazon. Der möglicherweise die Buchwelt revolutionieren wird. Oder auch nicht.

Noch gar nicht abzusehen, in welche Himmel und Hölle und das führen wird, aber man kann auf dem Kasten lesen. Ein Segen für die, die sowieso nie zu Hause sind. Flexible Bücher für flexible Menschen. Aber auch das Ende unserer überreichen Buchkultur? Oder nur eine willkommene Verbesserung und Ergänzung?

Daneben, ein Wehmutsartikel über amerikanische Glamourgirls, die es so hier nicht gibt: Joan Didion und Susan Sontag. Das es sie in dem abgebildeten Alter so in Amerika im Moment auch nicht gibt, fiel irgendwo aus den Zeilen.

Und dann war noch.. Margaret Atwood. Die in die Haut von Penelope schlüpft, der Frau von Odysseus. Und dabei augenzwinkernd über Anfänge und Prinzessinnen nachdenkt.

Where shall I begin? There are only 2 choices: at the beginning or not at the beginning. The real beginning would be the beginninge of the world, after which one thing has led to another, but since there are differences of opinion about that, I'll begin with my own birth.
My father was King Icarius of Sparta. My mother was a Naiad. Daughters of Naiads were a dime a dozen in those days; the place was crawling with them. Nevertheless, it never hurts to be of semi-divine birth. Or it never hurts immediately.


Die geheime Geschichte der Penelope, die dem Glamour um Odysseus und seinen Reisen zu Opfer fiel. In handlicher Taschenbuchform.

Aber reizen würde mich der e-Kasten ja schon. Mit Glamour oder ohne.

Sunday, September 07, 2008

Hinter den Wetterbergen



Auszeit in den Bergen von Frankreich. Geplant mit früheren Booker-Price Gewinnern: Kiran Desai, "The Inheritance of Loss". Und John Banville, "The Sea", in der Hoffnung, dass das gute Wetter so lange hält, dass wir auch ans Meer kommen.

Doch dann dreht der Wetterbericht, und ungeplant öffne ich daheim, keinen halben Tag vor der Abfahrt, Tolkiens Herr der Ringe. Der schon mit in Mallorca war, vor Jahren, und dennoch bisher ungelesen im Regal steht.

Diesmal könnte er nicht besser passen, dort in den Bergen, zwischen alten Ruinen, und in Schluchten, die auch aus Gondor stammen könnten. Und der, wie auch die Auszeit, keine tiefere Bedeutung hat. Jedenfalls keine geplante.

Was die tiefere Bedeutung oder 'Botschaft' des Buches angeht, so hat es nach Absicht des Autors keine. Es ist weder allegorisch, noch hat es irgendeinen aktuellen Bezug. Das wichtigste Motiv war der Wunsch des Erzählers, sich an einer wirklich langen Geschichte zu versuchen, die die Aufmerksamkeit des Lesers wach halten, ihn belustigen und erfreuen und ihn vielleicht auch manchmal erregen oder tiefer berühren könnte.

Erst auf dem Heimweg fällt mir auf, das ich mit Tolkien nicht nur in den Trollhöhen, sonder auch bei T angelangt bin.

Tuesday, August 26, 2008

Apokalyptischer Dienstag



Es ist ein luftiger, sonniger Dienstag. Die erste der Sonnenblumen fängt an, sich zu öffnen. Und ich lese apokalyptische Bücher. Beim ersten konnte ich einfach nicht widerstehen. "Schreckensbilder in der deutschen Literatur seit Jean Paul," versprach es.

Die interessanteste Passage bisher stammt von Hans Magnus Enzensberger, aus seinem Essay "2 Randbemerkungen zum Weltuntergang."

Die Vorstellung vom Millennium, vom Sonnenstaat, war kein platter Traum vom Schlaraffenland, sie hat auch immer Momente von Angst, Panik, Terror und Zerstörung mit sich getragen; und umgekehrt bringt die apokalyptische Phantasie nicht nur Bilder der Dekadenz und Verzweiflung hervor; sie enthält auch, unauflöslich mit dem Schrecken verschlungen, das Verlangen nach Rache, nach Gerechtigkeit, Regungen der Erleichterung und der Hoffnung.


Das andere Buch knüpft an ein Gespräch mit einer Freundin über die Welt an. Paul Auster, “In the Country of Last Things”. Keine leichte Kost, die Welt, die Auster dort entwirft: ein Ort, and dem Wissen und Sicherheit verloren gehen, zusammen mit materiellen Dingen, die einfach verschwinden. Doch auch dort gibt es Zufluchtsorte: eine alte Bücherei. Und ein Haus, an dessen Türe die verzweifelten klopfen können. Um dann Essen und Kleidung zu erhalten. Und manchmal sogar ein Platz zum Schlafen. Doch auch dieser Ort des Guten steckt voller Fragen.

“The moment you accept the idea that there might be some good in a place like Woburn House, you sink into a swamp of contradictions. It is not enough to argue that residents should be allowed to stay longer – particularly if you mean to be fair. What about all the others who are standing outside, waiting for their chance to get in? For every person who occupied a bed in Woburn House, there were dozens more begging to be admitted. What is better – to help large numbers of people a little bit or a small number of people a lot?”

Die Antwort darauf gibt Auster in der nächsten Zeile.

“I don’t really think there is an answer to that question.”

Das Gegenstück zu dieser Antwort: eine Hand voll Reis. "Wenn ich mir vorstelle, ich hätte eine Milliarde zur Verfügung," schrieb meine Freunding. "Was könnte ich damit anfangen, realistisch gesehen? Es wäre nicht genug, um die Welt zu verändern. Man könnte davon, wieviel, vielleicht eine Hand voll Reis für jeden kaufen?"

Saturday, August 09, 2008

Alles



"Quick Read" versprach das Buch von Joanna Trollope. The Book Boy, 94 Seiten in großzügiger Schrift. Ein Buch, dass sich leicht an einem Nachmittag lesen lässt. Wenn man lesen kann.

Wie wäre es, nicht lesen zu können? Wie Alice, die Hauptfigur in Book Boy.

"I can't - " Alice stopped again, and took a deep breath. "I can't - read very well."
Mrs Chandra looked amazed. "What has that got to do with anything?"
"Everything," Alice said. "Everything. It makes me - different."


Alles. Kein ABC. Passend auch, das ich diese Woche zu A zurückgekehrt bin. Weil es davon ein Regal voll neuer Bücher gab. Eines davon, Mitch Albom. For One More Day. Die schönsten Passagen des Buches sind Briefe, die eine Mutter ihrem Sohn einsteckt. So dass ihre Worte bei ihm sind, wenn er ohne sie ist, in einer neuen Umgebung. Wie am ersten Schultag.

I waved good-bye with the letter. It didn't occur to her, I guess, that I was just starting school and didn't know how to read. That was my mother. It was the thought that counted.

Dann noch - S. Ein Büchereibuch über eine Bücherei. Ian Sansom. The mobile library. Mit einem Nachwort, das eigentlich das Buch sein sollte.

I write because I read, and I read because I write, the two being pretty much inseparable in my mind. I don't know which came first, the reading or the writing, but I do know that I started reading because of libraries. .. The great truth and beauty of a public library is that you don't own the books: they, briefly, own you.

Lesen und Schreiben. Und Büchereien. Schön auch, in der Bücherei dann ein Buch wiederzutreffen, dem man schon einmal, für kurze Zeit, gehört hat.

Tuesday, August 05, 2008

Zen Mal Zwei



August. Zeit für die Stadtbücherei. Und zwischen den Regalen, Zeit für S. Yep. Ich lese immer noch nach dem Alphabet. Und finde so zurück zu Susan Sontag. Nicht im Original, leider. Vielleicht fällt mir das Buch auch daher schwer. Schon im Titel ist auf deutsch etwas verloren gegangen: von Death Kit zu Todesstation.

Dafür bleibe ich an den Zeilen der dritten Seite hängen.

Diddy, nicht wirklich lebendig, hatte ein Leben. Was kaum dasselbe ist. Manche Menschen sind ihr Leben. Andere, wie Diddy, bewohnen es bloß. ... Menschen, die bloß ein-Leben-haben, sind gewöhnt, sich in einer dicken Flüssigkeit zu bewegen. Nur das ermöglicht ihnen ihr Leben zu führen. Ihr Leben hängt davon ab, daß sie nicht sehen.

Zen, denke ich. Und fange nach asiatischer Tradition an, von hinten zu lesen. Auf Seite 373, bei dem Nachwort, das auch eine Erklärung ist: im Zentrum des Buches steht ein Traum. Und das Buch selbst, es ist eine Raum-Konstruktion. Eine Darstellung der Unwirklichkeit und Brüchigkeit unserer Realität.

Schnitt. Sprung. Seitenwechsel.

Von Sontag zu Stein. Die, wie Sontag, verwegene Wege geht.

"Komplikationen sind immer einfach, aber eine andere Sichtweise als die der ganzen Welt ist ganz selten. Die Sachen auf eine neue Art sehen, das ist schwierig, alles hält einen zurück, Gewohnheiten, Schulten, das tägliche Leben."

Sehen, denke ich. So wie Diddys Leben davon abhängt, nicht zu sehen - hing das Leben von Stein daran, zu sehen. So ist es auch keine Überraschung, dass es in Paris sie und ihr Bruder Leo waren, die neu sahen. Und dafür einen Raum schufen, in der Rue de Fleurus. Schwer, sich vorzustellen, dass damals all die heute großen Namen noch kleiner waren. Dass die Leute über die Impressionisten lachten, über Maler wie Cézanne, Matisse oder Picasso.

Und später dann, nach dem ersten Weltkrieg, wird der Salon Treffpunkt der neuen Literatur. Ezra Pound. T.S. Eliot. Ernest Hemingway. James Joyce. Djuna Barnes.

Und Stein schreibt. Und schreibt. Und findet keinen Verleger. Wahrscheinlich, weil sie zu weit war, für ihre Zeit.

*

Kleine Anekdote am Rand - hier, in der Biografie, finde ich zufällig die Geschichte der Rose. Sie stammt aus einem Kinderbuch, das Stein schreibt: eine Geschichte über ein Mädchen namens Rose, die im Wald ihren Namen an einen Baum schreibt.

sie würde rundherum immer rundherum aber nicht krumm Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose in die Rinde ritzen bis es ganz rundherum reichte.

.

Friday, July 25, 2008

Capote / Kaléko



Normalerweise leihe ich keine Hardcover in der Bücherei aus. Und schon gar keine 760-Seiten Hardcover. Aber bei dem konnte ich nicht wiederstehen: Truman Capote. Nagelneu. Lesebändchen noch eingefaltet.

Das Kontrastprogramm dazu: Mascha Kaléko.

Zwei Lebensläufe. Zwei Welten.

Mascha Kaléko wächst in Berlin auf. Und flieht 1938 über Paris nach New York, gerade als sie ihre ersten Erfolge als Autorin hat. Dort versuchen sie und ihr Mann, über die Runden zu kommen, bis der Krieg vorbei ist.

Alles ist anders, als wir es uns in Europa vorgestellt haben - vieles besser, manches böser. Die Wolkenkratzer mitten aus der Nebel-Insel aufragend - unerwartet die hohen Türme funkelnder Lichtfenster..

Nach dem Krieg dauert es Jahre, bis Maléko bereit ist zum Schritt zurück nach Europa, doch sie findet dort keine Heimat mehr. Der Bruch in ihrem Lebenslauf wird auch zu einem Bruch ihrer Karriere. 1959 ziehen sie und ihr Mann schließlich nach Jerusalem. Doch auch hier ist kein Friede, findet sie wenig Resonanz.

Ich schnüre mein Bündel zur Reise
Nach uralter Vorväter Weise.
Sie sprechen von mit nur leise.
Ich bleibe der Fremde im Dorf.

~

Capote ist schon als Kind der Fremde, von seinen Eltern hin- und hergeschoben. Er dreht die Rollen schließlich um - vom Außenseiter zum Paradiesvogel, der im Mittelpunkt steht.

Nach der Veröffentlichung seines ersten Romans ging er auf "Grand Tour":

Sein Wunsch nach neuen Horizonten zog ihn in eine völlig andere Richtung: Europa. Zum ersten Mal seit dem Krieg konnten jetzt gewöhnliche Amerikater den Atlantik überqueren. Sein Ruf eilte ihm voraus.

Doch auch Capote findet seinen Meister im Leben: In Cold Blood. Der Tatsachenroman, der sein Hauptwerk werden soll. Wenn er es nur zusammenbekommt.

Ich stecke alles in hinein, was ich habe, und ich glaube, dass es, wenn ich sehr geduldig bin, eine Art Meisterwerk werden könnte. Manchmal, wenn ich daran denke wie gut es werden könnte, verschlägt es mir fast den Atem. Nun, das Ganze war die interessanteste Erfahrung meines Lebens, ja sie hat tatsächlich mein Leben verändert und auch meine Einstellung zu fast allem -es ist ein großes Werk, und selbst wenn ich scheitere, wird mir etwas gelungen sein.

Die Interviews zu In Cold Blood finden über ein Jahr in Kansas statt. Um die Ruhe zu finden, das Buch zu schreiben, reist Capote immer wieder nach Europa. Zur Fertigstellung braucht er 4 Jahre.

Damit beginnt der 4. Teil des Buches, das so spannend ist wie ein Roman. So spannend und unvorhersehbar wie das Leben selbst.

Sunday, July 06, 2008

unsichtbar



Juli 2008. Sonntag. Ich lese die rororo-Biografie von George Sand. Und reise mit Renate Waggershauser zurück in die Vergangenheit. Zum Dezember 1831. Dem Monat, in dem aus Aurore Dudevant ein Mann wurde. Zumindest äußerlich.

"Ich machte mir also einen Schilderhaus-Überrock von groben grauem Tuche und Hose und Weste von demselben Zeuge. Dazu trug ich einen grauen Hut und eine dicke wollene Halsbinde und sah nun ganz aus wie ein Student im ersten Jahr. Niemand beachtete mich oder ahnte meine Verkleidung."

In Paris schreibt Aurore Dudevant mit ihrem Freund Jules Sandeau einen Roman, der unter dem Pseudonym J. Sand veröffentlicht wird. Wenige Monate später folgt ein zweites Buch, von ihr alleine geschrieben. Sand soll als Autorenname dafür erhalten bleiben, in Kombination mit einem geänderten Vornamen.

"Ich wählte schnell und ohne Bedenken den Namen George." Damit war George Sand geboren, und mit diesem Männernamen nahm Aurore auch die Angewohnheit an, von sich in der maskulinen Form zu sprechen.

Bei dem Namen bleibt sie dann. Und provoziert damit, für sich die gleichen Rechte einzufordern, die einem Mann ohne weiteres zugestanden werden. Verreist mit Chopin nach Mallorca, unverheiratet. Ist später befreundet mit Flaubert, der eine Novelle für sie schreibt: Ein einfaches Herz.

..die ergreifendste der sogenannten 3 Erzählungen Flauberts. Wie von Madame Bovary, so könnte man auch von der Dienstmagd Félicité, der Hauptfigur dieser Erzählung, sagen, sie sei Flaubert selber.

~

Zeitsprung. Zurück ins Jetzt. 2006, Brooklyn. Das Buch von Siri Hustvedt, es stand nicht einsortiert zwischen den anderen Büchern im Regal, sondern neben ihnen, Cover nach vorne. Passt, denke ich. Und stolpere dann über den Titel: Being a Man. Der Inhalt selbst ist leider nicht auf englisch. Und um das Verwirrspiel zu vertiefen, heißt das Original ohnehin "A Plea for Eros."

Das Buch, es ist kein Roman, sondern eine Sammlung ihrer Essays, bei denen es auch um ihr Buch "Was ich liebte" geht - das sie als Frau aus der Perspektive eines siebzigjährigen Mannes geschrieben hat.

Leo zu sein war kein Akt der Übersetzung. Nach einer Weile hörte ich ihn. Ich hörte einen Mann. Es ist wohl unerklärlich, woher er kam, aber ich bin davon überzeugt, dass ich ihn aus der Erfahrung bezog, den Männern zuzuhören, die ich geliebt habe und liebe, besonder meinen Vater und meinen Mann, aber auch andere, die entscheidend für meine intellektuelle Entwicklung waren - jene körperlosen männlichen Stimen in den zahllosen Bücher, die ich im Lauf der Jahre gelesen habe. Ihre Worte sind in mir, aber genauso die Worte der Schriftstellerinnen: Jane Austen, Emily und Charlotte Bronte, George Eliot, Emily Dickinson, Gertrude Stein, Djuna Barnes. - Lesen heißt, den Schreiber nicht zu sehen. Marian Evans wurde George Eliot, um ihr Geschlecht zu verstecken, und es funktionierte eine Weile. Flauberts Erklärung "Madame Bovary, c'est moi" ist so ernst gemeint wie alles, was er gesagt hat.

Lesen heißt, den Schreiber nicht zu sehen. So simpel, dieser Gedanke. Und gleichzeitig so spannend. Woher kommen die Stimmen, die wir hören, wenn wir lesen? Wie würde sich die Stimme ändern, wenn der Vorname des Autors nicht auf dem Titel stehen würde?

Und, aus aktuellem Anlass: wie ist das Verhältnis von Autoren und Autorinnen, rein zahlenmäßig? Eine Internetsuche führt zur Zahl 3:1, allerdings bezieht sich die Zahl auf US-Magazine (link). Auf der Seite des Nobelpreises für Literatur gibt es den Button "nur weibliche Preisträger anzeigen" - die Liste reduziert sich dann von 106 auf 11, was einem - sicherlich nicht repräsentativen - Verhältnis von 9:1 entspricht. (link).

Die erste Frau, die den Litaturnobelpreis verliehen bekam, war Selma Lagerlöf, "auf Grund des edlen Idealismus, des Phantasiereichtums und der seelenvollen Darstellung, die ihre Dichtung prägen". George Sand hat diesen Tag nicht mehr erlebt - er fand 1909 statt, 33 Jahre nach ihrem Tod.

Wednesday, June 25, 2008

Die Dinge des Lebens



Juni. Die Badrenovierung ist endlich fast geschafft. Was bisher so trivial schien - Wasserhahn, Badewanne, Waschbecken, Wandfliesen, Lichtschalter - ist nun alles ein kleines Wunder mit mehrseitiger Gebrauchsanleitung. Wollte ich diese ganzen zivilisatorischen Details wirklich so genau wissen? Gibt es das alles nicht auch einfacher und gedankenfreier?

Zeit für Auszeit. Ich packe meine sieben Saunasachen, und verziehe mich erst in den Pool, dann in den Schatten, zusammen mit Peter Carey. Und muss elf Seiten weiter lachen.

"Strong work," she said.
"You can't come in."
"Don't worry. I wouldn't track mud into a studio."
Only later did I think how few civilians would have put it quite like that. At the time I was concerned with simpler things. I led her back across the walkway to Jeanpaul's house of few possessions where the only real room was a central kitchen with a square table made of Tasmanian blackwood.
I gave her our one clean towel, a dry shirt, a sarong.
"If you use the tub," I said, "you can't use soap in it."
"Domo arigato," she called."I know how to behave."
Domo arigato? It would be six months before I would learn what that might mean.

Das Haus der wenigen Besitztümer. Da ist er wieder, der Gedanke: Was braucht man wirklich zum Leben? Wie wäre es, konzentrierter zu Leben, sich von all dem, was sich in den Jahren sammelt, zu lösen?

Eine möglich Antwort gibt mir Annette Pehnt drei Tage später. Das Buch, auch so eines, das ich in der Hand hatte, dann zurücklegte, dann doch mitnahm: Der kleine Herr Jakobi.

Der kleine Herr Jakobi beschloß, auf die Dinge des Lebens zu verzichten. Er besorgte sich zehn große graue Kisten aus festem Karton, stellte sie mitten in der Wohnung auf und begann, alles hineinzuräumen.
Sinnend schritt er noch einmal durch die gelichteten Räume und ließ den Blick schweifen. Dann lehnte er sich an die Spüle und sah auf den Himmel. Nach einer Weile griff er hinter sich nach seiner blauen Tasse, aber sie stand nicht an ihrem Platz. Ihm fiel ein, daß sie in Zeitung gewickelt auf der Mineraliensammlung ruhte. Seufzend ging er auf den Balkon und öffnete den obersten Karton.


Die grauen Kisten. Hier sind sie gelb und blau, und stehen noch im Keller. Warten darauf, dass ich mich an etwas aus dem früheren Badschrank erinnere, etwas, das ich nun unbedingt brauche. Bisher ist das noch nicht geschehen. Ein Nebeneffekt der Badrenovierung: ohne Badezimmer reduzieren sich die Tuben und Dosen und Dinge des Bades auf ein kleines, handliches Kistchen, dass sich Beautycase-artig zur Campingdusche und zurück tragen lässt.

Wobei so ein japanischer Holzzuber mit Blick auf Papyrusgras schon auch etwas hätte. Auch ohne Seife.
~~~

Monday, June 23, 2008

Munro

it's a time of stories: a friend forwarded a link to a short story by Alice Munro in The New Yorker: The Bear Came Over the Mountain

i didn't really know Munro, but when i googled her name, i came to a longer interview in the “Zeit”, which was a good surprise read for Sunday: Munro is 75, and from Canada, and has such a laid-back professionalism. too bad the interview is in german. … let's see, if there is an English interview which conveys some of the passages.. yes, here:

~~

All writers are interested in depicting how their characters change over the course of a story; you frequently push your characters beyond a state of change—to the point of total transformation. Might you give us an example of this from your new collection?

I think it would be my father who actually changed in a way, through his children. I think it was because I had written a book or books, and he saw that there wasn't some “magical world” out there that people who lived where he lived could never reach. He saw that something like writing a book was a normal activity for some people. And that there wasn't this kind of fear of the world, that most of the people I knew had—a feeling that there were gaps that you could never cross over.

That must be a wonderful thing for you to know.

Yes, it is. But you know, with me, it didn't just happen. Everybody looking at the success they've had tends to think of their own perseverance, but in my case I just happened to be alive at a time when there were people who were there, in Canada particularly, with a strong nationalist notion of building a literature. And there were subsidies by the government. There were magazines just coming in when I was, say, in my thirties, and there was our national radio, which accepted things. And there was a kind of a—I wouldn't say it was a devotion to literature on most people's part in the country, but certainly there were people devoted to literature, to bringing Canadian literature out, and I was just in time to get this. Bob Weaver [broadcaster of Canadian Short Stories, later Anthology, on CBC radio, and a founder and editor of the Tamarack Review ] is one of the people that I really owe everything to. Also, as is obvious, it was an easier time to be a woman, especially as I grew older.

I don't think there was as strong a feeling in Canada as perhaps in some other countries about women being writers. I think there was a pretty strong feeling in the United States, in the Hemingway–Dos Passos era, and also in Australia—when I visited there, it was even worse, much worse. But in Canada, since we'd never had any writers to speak of, they were glad of what they could get.

~~~

(here the whole interview, it's long, i didn't read through it- i just browsed into it and came across the quoted passage)

it was so good to sit outside under the parasol, in the garden, reading the Alice Munro story, gazing at the flowers every now and then.

Friday, June 20, 2008

all those Important Things



solstice. and flowers, up in qarrtsiluni, in a poem titled “Transformer”- it caught my attention with the second line, and then stunned me with the last lines:

I used to think you're solid,
as I'm: like petals that
speak to the colourblind…

- Nicholas Y.B. Wong

~

in celebration of solstice, i went to the spa. and it was so good to be there again. i haven't been there for 3 weeks, with all the renovation going on. and i had a surprise book with me- it's like the story of the cousins of the gribble brothers. it's written by the Australian author Peter Carey (that's why i picked it in the library, thinking of 2028 and Elle, and not being able to remember if i ever read a book by an Australian author). the title is: “Theft”. it's about a painter and his brother. here some lines:

So clock this: eight miles out Bellingen, NewSouthWales, me in my shorts and bare feet and Amberstreet like some crane or heron with his short upper body and his long thin legs and cinched-in belt and the whole of his skeleton throwing all its force into his eyes as he looked down at my canvas. The work had a sort of nailed-down fuck-you quality with al the process showing. I had already begun to glue down rectangles of canvas on to the broader field. Even in the warm misty sunlight it looked very bloody good indeed.

..If I have made myself sound calculating, let me tell you: I had not the least fucking idea what I was doing.


the guy's name? Butcher Bones.

one peculiarity of the book: it’s written in switching points of views of Butcher Bones and his brothers, who is slightly mentally handicapped – in his narrative, all those Important Words were written like this: with capital letters, conveying the irony of all the Important Things that were happening around him.

Thursday, June 19, 2008

die Zukunft, heute



Gedanken zur Zukunft im Briefkasten. A New Cultural Economy. Illustriert mit Piratenflaggen und mit - wie heißt es noch mal? Dieses kleine allesfressende Computermonster?

Die erste Zeile, Zukunft, heute.

Das Zeitalter von Copyright und geistigem Eigentum ist abgelaufen.

Drei Zeilen weiter dann die Klarstellung: die provokante Formulierung ist eine Kernfrage. Die im Futur zugegebenermaßen nicht so drastisch und provokant klingt: Das Zeitalter von Copyright und geistigem Eigentum wird ablaufen.

"Der Tag kommt, das weißt du. Das wissen wir beide, und damit müssen wir leben. Aber er kommt nicht jetzt. Nicht morgen."

Die Zeile ist nicht von ars electronica, sondern aus einem Zukunftsroman - Die Entbehrlichen. Von Ninni Holmqvist. Ein Buch über eine Zeit, in der die Menschen anhand ihres gesellschaftlichen Werts eingeordnet werden: es gibt die Benötigten. Und die Entbehrlichen. Diese werden in Sanatorien gebracht, an einem bestimmten Punkt ihres Lebens. Um dort doch noch von Wert zu sein.

"Ja, es gib ziemlich viele Intellektuelle hier, Leute, die Bücher lesen."
"Aha", sagte ich.
"Leute, die Bücher lesen", fuhr er fort, "tendieren dazu entbehrlich zu werden. In hohem Maße."

"Ach so", sagte ich.
"Ja", sagte er.

Jetzt fällt mir auch der Name des Computermonsters wieder ein, und das Prinzip des Spiels.

Pacman. Fressen oder gefressen werden.

~~

Monday, May 19, 2008

never mind



Was würde ich ohne die Bücherei nur tun? All die Bücher, die man auf Zeit mitnehmen kann, um daheim in ihnen zu blättern, und dann überrascht zu werden. Ja, man könnte sie auch kaufen - aber wo anfangen? In Buchhandlungen, online oder offline, stehen immer 2 Kategorien im Vordergrund: Neuerscheinungen und Bestseller. Wobei die Bestseller aus den Neuerscheinungen rekrutiert werden. Und das System so fröhlich um sich selbst kreiselt.

Daher also Bücherei. Diesmal mit einem ganzen Schwung von Büchern in Originalsprache - englisch. Früher war mir das nicht einmal bewusst, dass die meisten Bücher Übersetzungen sind. Und beim Übersetzen oft ein Stück vom Autor verloren geht. Anne Enright ist auf deutsch nicht leicht vorstellbar:

This is the way my mind runs, as I fail to gather myself together and get back on the train to the airport while my brother is decanted and transported and embalmed, somewhere in the town behind me. I go into a few shops and try normality fo a while, and end up sitting still while the loud world passes by, with a long coffee spoon in mouth, sucking.

Oder Herman Melvilles Moby Dick. Worte, gewoben wie ein Fischernetz, rauh und alt. Ich werde es nicht ganz lesen - das ist der andere Vorteil an Bücherei-Büchern: die Leichtigkeit, zu können, aber nicht zu sollen, nachdem man ja nun auch A gesagt und bezahlt hat. Doch die erste und letzte Zeile von Moby Dick möchte ich behalten.

Call me Ishmael. Some years ago - never mind how long precisely - having little or no money in my purse, and nothing particular to interest me on shore, I thought I would sail about a little and see the watery part of the world.
- But no more of this blubbering now, we are going a-whalin, and there is plenty of that yet to come.

Der Wal. Er taucht auch in Dava Sobels Buch über die Bestimmung der Längengrade auf. Ein Buch, das mich immer wieder an Erik Orsennas Lob des Golfstroms erinnert hat. Überhaupt scheint sich das Meer durch die Bücher dieser Wochen zu ziehen. Aber zurück zum Wal, und zur ersten und letzten Zeile von Longitude:

When I'm playful I use the meridians of longitude and parallels of latitude for a seine, and drag the Atlantic Ocean for whales. - Mark Twain
...With his marine clocks, John Harris tested the waters of space-time. He succeeded, against all odds, in using the fourth - temporal - dimension to link points on the three-dimensional globe. He wrested the world's whereabouts from the stars, and locked the secret in a pocket watch.

Das Bild hinter den Buchcovern ist übrigens ein Rothko. Oder bessergesagt: der Nachdruck eines Rothko-Gemäldes. Das Original heißt Untitled, ist von 1949, und würde die Bücher mit seinen zwei auf eins komma sechs Metern locker überschatten. Auch hier gibt es zwischen Original und Duplikat diverse kleine, große Unterschiede.

~~

Thursday, May 15, 2008

Moby Dick





today, the sky kept creating tantrums of clouds, thunder and lightning, but in the end dropped just some drops.

later, the sky looked like rain again. so i sat at the terrace door, and waited.

and it was sweet, this moment, sitting there, waiting for rain, watching single drops fall, then a bit more, and then breathing in the air, loaded by fragrances from the falling raindrops – and reading - Moby Dick. they had it in the library. i don't think i will read the whole book, i rather will just dip into it. but the first line is striking already: “Call me Ishmael”.

Longitude



art is a process. that's the title of a blog.

i had to think of this line when i pondered on the key that differentiates a books and a really good books. i guess, the really good ones developed over a certain time. like the book i am reading these days. it's from Dava Sobel, “Longitude” – a scientific novel, about the search for the longitude, this measure that makes it possible for sailors (and for all), to define their position in the world.
here the author webpage, which has a focus on the book. dava sobel - click on “personal” on the right column for more about Sobel, she has an amazing biography, and in it, also writes about writing, here the passage:

“Someone once said to me, “I would hate your job. It's like writing one college term paper after another.” That's exactly what it's like, and exactly what I love best about it. People may have the impression that book tours and public appearances are the most exciting times in an author's life. I certainly enjoy those events, and am flattered both by my publishers' willingness to send me on tour and readers' eagerness to come hear me. But writing is really about sitting alone in a room, and the highlights occur in that room, with no one else as witness, in the small moments of the day when the work goes well.”

and here, a line from the book that made me smile, and think of 2028: “Cassini (one of the astronomers of King Louis XIV in France) also called on observers in Poland and Germany to cooperate in an international task force devoted to longitude measurements.”

Tuesday, May 13, 2008

Maron / Berlin



i read a story in a book from Monika Maron – she is from Berlin, and that's what the stories in the book are about, reflections on Berlin. and one is about the Berlin Reichstag, and how it was wrapped up by Christo. when i saw the bulb later, they reminded me of Christo's art, of wrapping things up. and more… i just googled a christo project photo page, and there are images of wrapped up trees included. i didn't remember this: Christo - Photos.

another aspect, connected to the thoughts about art as a process - what touched me about the page of the dress designer is how long she stays with an idea. which also connects to a line from Monika Maron and her story on Christo and the Berlin Reichstag. Christo tried 24 years to get the permission to wrap the Reichstag, and finally, in 1995 (5 years after the german reunion), he could realize it, and he choose the 24th june for the official opening day of the wrapping. which is the year day of the berlin blocking of 24. june 1948, the day that started the split of berlin.

this is what Maron wrote in her story, in a rough translation:

“The good mood that this thing spreads is pure fancy. someone held on 24 years to a fix idea, to be able to place such a beautiful and glittering sense-free-lessness on our lawn. If this is possible, there also must be more things possible.”

art. it is everywhere, when we take a closer look.

Friday, May 09, 2008

Berlin, New York



Mai. Und es ist Sommer. Sonne, Barfußlaufen, Schattenbücher lesen. In neuen Seiten dort weiterreisen, wo die letzten aufgehört haben. Mit Monika Maron, zurück nach Berlin. Zu einem Ort, an dem ich war, und an dem ich so nicht war: dem Reichstag. Von Christo verkleidet.

Am Sonntag wurde im Radio gemeldet, in den frühen Morgenstunden hätten Scharen nächtlicher Besucher die Absperrung zur Westfassade durchbrochen, was die Ordnungskräfte das Schlimmste befürchten ließ. Dabei hatte diesen Sturm auf den Reichstag nur unbezähmnbare Neugier entfacht.
Sie wollten es anfassen, sagte einer der Ordnungshüter. Der Drang, es anzufassen, wie Kinder ein Tier oder etwas Unbekanntes betasten und befühlen wollen, überkommt offenbar jeden, mich auch.
Die gute Laune, die das Ding verbreitet, entspringt dem reinen Übermut. Jemand ist einer fixen Idee vierundzwanzig Jahre treu geblieben, um uns am Ende diese schöne und glitzernde Sinnlosigkeit auf die Wiese zu stellen. Wenn das möglich ist, muß noch mehr möglich sein.

Vierundzwanzig Jahre eine Idee. Das lässt mich an Einstein denken, der neben seiner berühmten Relativitätstheorie der Zeit und der Masse noch eine andere Gleichung zur Zeit aufstellte. Ich bin nicht intelligenter als andere, hat er einmal gesagt. Ich bleibe nur länger bei einem Problem.

Zwischengedanke: Vielleicht schaue ich beim nächsten Büchereibesuch nach Einstein? Auch wenn nach O wie Orwell und Oz und Orsenna nun als nächstes eigentlich P dran ist. Doch das hat schon beim letzten Besuch nicht so ganz funktioniert - auf dem Weg zu P wie Plan blieb erst noch bei N wie Nothomb und M wie Melville hängen, um dann auf Sylviy Plath zu stoßen, die mich direkt mitnahm, nach New York.

Es war ein verrückter, schwüler Sommer, dieser Sommer, in dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen und ich nicht wußte, was ich in New York sollte.
Ich wusste, etwas stimmte in diesem Sommer nicht mit mir.

Parallel dazu, Gedichtzeilen von ihr, aus einer neuen Biografie. Die sich - Überraschung - erst einmal mit dem Sichten und Einordnen der bestehenden Plath-Biografien befasst. Und sich auf diesem Hintegrund dann der Frage widmet, welche Teile ihres Schreibens ihr Leben spiegeln, und welche "nur" Fiktion sind. Und der Frage, was mit den Lücken ist - den Auslassungen, den verschwundenen Zeilen und Büchern.

Dann, zwischen der Reflektion, plötzlich Plath selbst, in Worten.

Ich bin bewohnt von einem Schrei
Nachts flattert er aus
Und sieht sich, mit seinen Haken, um nach etwas zum Lieben.

Mich verschreckt dieses dunkle Ding,
Das in mir schläft.

Vielleicht war beides Teil von ihr. Und beides Fiktion. Je nachdem, ob es Tag oder Nacht war. Ob das dunkle Ding verhüllt war, oder sich zeigte.

Dann fällt mir Christo wieder ein: das Verhüllen als Weg, auf etwas Aufmerksam zu machen. Etwas in seiner zweiten Form zu zeigen. Für eine bestimmte Zeit. Für einen Sommer. Für einen Tag.

~~~

Thursday, May 01, 2008

Kreuzungen



Von Mallorca nach Hause. Von Sonne zu Sonne. Die sich daheim anders anfühlt. Wie auch die geschriebenen Zeilen.

Heute ist wieder Büchereitag. Verlängern klappt diesmal nicht, und so lese ich von David Mitchells Dreizehnten Monat nur die ersten zwölf Seiten, und von Rick Moodys Amerikanischem Wochenende nur die ersten Stunden, ohne wirklich an ihnen hängenzubleiben.

Dann war noch das Berlinlesebuch, denke ich. Und will es schon weglegen. Mache es dann doch auf. Und treffe sie bei Monika Maron wieder .. die zwei Wege, die mir in Mallorca schon zweimal begegnet sind.

Zwei Wege führen zur gleichen Zeit an denselben Ort, nachdem jahrzehntelang alle Wege an ihm vorbeigeführt und ihn höchstens für Minuten am Horizont hatten aufscheinen lassen.

Zufall?

Ich neige dazu, den Zufällen und spontanen Entscheidungen der Vergangenheit zu unterstellen, sie seien insgeheim schon immer einem sich viel später offenbarenden Sinn gefolgt, und ich befürchte, es könnte ebenso umgekehrt sein: weil man das Chaos der Vergangenheit nicht erträgt, korrigiert man es ins Sinnhafte, indem man ihm nachträglich ein Ziel schafft, wie jemand, der versehentlich eine Straße ins Leere gepflastert hat und erst dann, weil es die Straße nun gibt, an ihr beliebiges Ende ein Haus baut.

Damit weiß ich nun auch, nach welchen Autoren ich heute schaue. M wie Maron. Und K wie Kerouac.

~

Thursday, April 24, 2008

de la Révolution



Auf dem Weg zwischen Sineau und Sa Pobla, auf einem Feld, eine Hütte mit Steinmauer. Aufgesprüht, in oranger Farbe, die bereits abblättert, eine Frage:

Y donde eres
tu revolution?

Zwischen den Seiten des Wasserlands. Antworte ich einen Tag später. Das Buch: Graham Swift. Auch eines aus dem wohlsortierten Bücherregal voller Überraschungen.

De la Révolution -
It goes in two directions at once. It goes backwards as it goes forwards. It loops. It takes detours. Do not fall into the illusion that history is a well-disciplined and unflagging column marching unswervingly into the future.
There are no compasses for journeying in time. As far as our sense of direction in this unchartable dimension is concerned, we are like lost travellers in a desert. We believe we are going forward, towards the oasis of Utopia. But how do we know that we are not moving in a great circle?


Und auch wieder die 2 Richtungen, zur gleicher Zeit. Zweistromland.

Passend dazu, George Orwell - eines der mitgebrachten Bücher. Oder genauer: zwei der mitgebrachten Bücher. Animal Farm, und seine rororo-Biografie. Die auch seinen richtigen Namen verrät - Eric Blair - zusammen mit seinen Gedanken zur Revolution.

Vielleicht muß es im menschlichen Leben ein bestimmtes Maß an Leiden immer geben, vielleicht hat der Mensch immer nur die Wahl zwischen zwei Übeln, veilleicht besteht sogar das Ziel des Sozialisumus nicht darin, die Welt zu vervolkommnen, sondern sie zu verbessern. Alle Revolutionen schlagen fehl, doch nicht alle auf die gleiche Weise.

Später kehre ich zurück zu Erik Orsenna und zum Golfstrom. Die Reise geht zur Insel Jura - die zu Schottland gehören. Dort wird er er mit kennendem Blick begrüßt:

"Also sind Sie wegen Eric hier."
- Aber wer war bloß mein Namensvetter?

"Stimmt ja, das hatte ich ganz vergessen. Ihr Franzosen kennt ja nicht einmal seinen wirklichen Namen. Warum nennt ihr ihn bloß George, wo er doch Eric hieß?"
Und so wurde mir die Geschichte eines der größten Romane des 20. Jahrhunderts zuteil, Stück um Stück. Später sollte ich begreifen, dass dieses Stolpern zu dem Weg gehörte, der zu George Orwell führte.

Die kleinen Glücksmomente zwischen den Zeilen: wenn sich Geschichten zweier Bücher an einem unvorhersehbaren Ort kreuzen.

~~

a book index



i made it a slower day today. to my surprise, i felt like writing for my german book blog – i took a photo of the books i read here so far, and wrote about them, quoting some lines. and while taking the photo and typing, i had this thought – that i could make a list of the books in the blog when i am home. and then later, i realized that with the tag / index function of blogger, this really is easy. now i look forward to going through the entries of the past.

and another idea i had .. maybe it was a bit induced by Doris Lessing, and what she said about re-reading a text, how it can feel different after a while. i want to read through the stories and poems i wrote. i am thinking of putting a collection together. this revisiting of my own words might be a bit like a counter-current to the joined work on 2028.

those 2 ideas made me think again how precious it is to have some time off, and how being here brings unexpected new ideas. plus, it's great to have time to read, to be able to stay with a book. on tuesday, i started to read George Orwell – his book „animal farm“. i also have a bio about him. he worked in Burma for a while. later, he lived in Paris, where he met Henry Miller. and again later, he spent some time in Marrakesh. but all this time, he was poor, struggling hard, unsure where his life was leading to. It's interesting, to read the bio parallel to the book (which was the one that finally brought him a good income. but at the time, he already knew he wouldn't have that long to live, even though he was just 40, but he had tuberculosis).

Tuesday, April 22, 2008

ours is essentially a tragic age



and now, Tuesday. it's sunny outside. i just went for a little morning walk, past the pond with the ducks, and the orange flowers. now it's yoga time. then buffet breakfast.. and later, reading – another title from the hotel book shelf, this shelf that comes with a lot of expectable romance and crime, but in between, holds some real stunning surprises. like the penguin classic edition of D.H.Lawrence's „Lady Chatterly's Lover“. with a foreword by Doris Lessing (that's what made me pick it, as i found a Doris Lessing in the last hotel's book shelf - Crete was that, half a year ago. And the book: „The good terrorist“.) but back to the now… here are the opening lines of Lawrence, which made me feel like they also could have been written for 2028:

„Ours is essentially a tragic age, so we refuse to take it tragically. The catalysm has happened, we are among the ruins, we start to build up new little habitats, to have new little hopes. It is rather hard work: there is now no smooth road into the future: but we go round, or scramble over the obstacles. We've got to live, no matter how many skies have fallen.“

the book is a surprise read, taking one back in this time that seems so far away now – Lawrence wrote the book 10 years after the first world war. the introduction of Doris Lessing is precious, providing a good way into the understanding of the setting and the narrative, and of Lawrence as an author. this is what she says:

„Lady Chatterly's Lover is a hymn to the flesh, to love. Yet reading this novel many years later, the great sex scenes have lost their power. We have had a sexual revolution. Some of the lyrical passages still thrill young women. In parts of the world where women are not free, may be stoned to death or publicly hanged for adultery (Iran 2004), this novel is being read as Lawrence wanted it read: as a manifesto for sex, for love. We have all experienced reading a book and then on re-reading perhaps years later, finding something completely different:
Now I think this is one of the most powerful anti-war novels ever written. How was it I had not seen that, when I first read it?


„And dimly she realised one of the great laws of the human soul: that when the emotional soul receives a wounding shock, which does not kill the body, the soul seems to recover as the body recovers. But this is only appearance. It is, really, only the mechanism of re-assumed habit. Slowly, slowly, the wound to the soul begins to make iself felt. And when we think we have recovered and forgotten, it is then that the terrible aftereffects have to encountered at their worst.“

How could I have missed that? But I hadn't. I remember reading it and thinking – Yes, that's my father (and it was my mother, too, but I was years off seing that.) And now we are beginning to recognize how many men and women survive wars apparently intact, but inside they are bruised and may never recover. Millions of them, everywhere.“

which made me think of the present. of the war in Iraq, and in Sudan. it also made me think of Njeri – of the thought after her dream, how so many souls in Kibera bear wounds. and have no ocean bay to go, to linger for a while.

Sunday, April 20, 2008

Zweistrombucht



Zwei Wochen Inselzeit. Ich versuche, alles so gut wie möglich zu planen. Gehe in der Bücherei vorbei. Versuche mir vorzustellen, welche Bücher die richtigen sein könnten für die Bucht von Pollenca. Und stelle dann gleich am ersten Tag fest, dass ich wahrscheinlich daneben lag. Etwas besorgt suche ich das Wortglück im wild gemischten Bücherregal neben der Rezeption, bei den zurückgelassenen Büchern. Und finde dort das Hier. Mit Sue Miller. The World Below.

Here I am, she would think, looking at the room from this new perspective. This is me, seeing this. Feeling this. The world seemed, at these moments, to be arranged, fitted, exactly around her.

Das perfekte Buch zum Ankommen. Zum da sein. Auf der Mercurio-Steinterrasse mit Meerblick und Westwind.

Zwei Tage später dann, die nächste Überraschung. Das Buch von Erik Orsenna, das mit dem Ozeancover, ist doch passend. Und außerdem, gar kein Roman. Sondern ein Reisebericht über Meeresströmungen. Mit Zitaten von Platon, T.S. Eliot, und Hemingway. Mit Meereskarten. Und mit einem kleinen Einführungen in die Strömungslehre.

Eine Strömung ist kein echter Weg: Ihr fehlen die Ränder. Oder besser gesagt: die Ränder fliehen sie. Das beginnt mit einer kleinen Ausflucht, die eine Schlaufe formt und bald schon zum Wirbel wird, der ein Eigenleben führt.
Eine Strömung macht sich niemals allein auf den Weg. Sie ist immer von einer Gegenströmung begleitet. Als sollte auf das Grundprinzip jeglichen Gemeinschaftslebens hingewiesen werden: jeder Macht ihre Gegenmacht, jeder Mehrheit ihre Opposition.

Macht und Gegenmacht. Die mitgebrachten Bücher und die angetroffenen Bücher. Bei denen eine weitere Überraschung wartet, die ich beim ersten Mal glatt übersehen habe: D.H. Lawrence. Lady Chatterly’s Lover. In Penguin-Ausgabe mit Vorwort von Doris Lessing. Der ich in Kreta begegnet bin, im Miramar-Buchregal. Inselbücher, denke ich. Oder eher: Inselketten.

Die erste Zeile von Lawrence kommt dennoch unerwartet. Genauso wie der Kommentar von Doris Lessing, der sich für mich auch auf das ganze Buch beziehen könnte.

Ours is essentially a tragic age, so we refuse to take it tragically.

How could I have missed that?
But I hadn’t.


Über Lawrence komme ich zurück zum Golfstrom. Zu den Lofoten – und von dort, in ein anderes Buch, eines der Mitgebrachten. Die Hütte, von Kathrin Groß-Striffler. Die Deutsche unter all den Autoren. Und dennoch, das fremdeste der Bücher. Die Stelle, die hängenbleibt, bringt mich zu den Gegenströmungen zurück.Und zum Hier und Dort.

Wenn der Zug ganz in der Nähe vorbeidonnerte, dann konnte man denken, dass die Welt weit sei und voller Möglichkeiten und dass es irgendwo anders immer besser wäre als da, wo man war. Oder man konnte denken, dass die Welt woanders deswegen gut war, weil sie es da, wo man sich befand, ebenfalls war.

So wie hier. Umgeben von Wellen und Büchern. Und dem Dort. Ohne welches das Hier nur halb so weit wäre.

~~

Lob des Golfstroms



today i got carried away by the gulf stream. which is the theme of one of the books i brought: the author is Erik Orsenna, and the book's original title is.. oh, it's in French! i didn't realize that. i thought he was Scandinavian. so here, the title: „Portrait de Gulf Stream. Eloge des Courants. Promenade“. the translated german title is: „Praise of the Gulf Stream “.

it's about nautical history, the way currents were studied, and the gulf stream discovered. it's interesting, kind of creative non-fiction, with a lot of quotes from other books. the base is the author telling about his travels to places where the gulf stream is studied, and scientist he met – and books he read. He quotes Jules Vernes, and T.S. Elliot:

„The river is within us, the sea is all about us.“

it's one of the luxuries of being here. this space to read. and find the right lines.

and it's so good to have this time off, this island time. even though a part of me longs for home, for the flowers, for writing. but then, i know that at home, a part of me will long for here. and it's nice to feel this, this longing for home, and longing for other skies. it's the sum of those two feelings that make every place more precious. imagine to not long for home.

later, back from the beach, i read, and came across this line that seemed to wrap this feeling up:

„for every current, there's a counter-current“

that's a line from the gulf stream book, and i felt, it's true for all life. also it made me think that some days have this flow, and some day not so much – even if you try.

Wednesday, April 16, 2008

descriptions of life as it goes by



the fourth of the island days. the weather is good, some hazy clouds, a bit windy, and a lot of sunshine. i am still happy of this place here. and of the little gift it brings. like the duck pets, the sunrise view – and a novel to read.

it's funny, i tried hard at home to find the right books to bring, but wasn't really sure. and then, coming here, and opening the first, it felt too heavy. what now? i thought. on a whim, i walked to the reception. they have a shelf of read books there, left by other guests. i started to look through them, and first thought, oh no, it's all crime and romance. and then there was this one book – Sue Miller's "The World Below".

i didn't know the author, it was more the cover that drew me in. and it's perfect. light but at the same time deep. a tale of a woman and her grandmother. and parallel to that, the story of this grandmother – as told through her diaries. here's a small passage of it, a reflection on diaries that made me think of our e-mail dialogue:

„I suppose in our contemporary lives, our cumulative e-mails might constitute a kind of diary: that informal, moment-by-moment description of life as it goes by. …. As I think of those notes now – what I wrote, what I said – it seems to me they danced across the surface just as my grandmother's diaries did – Anais Nin she wasn't, and I wasn't, either. Who is? Not even Anais Nin.“

smile. life. and the things it sometimes hands us open handed, while we keep making all our plans, sceptic of the day to come. while at other times, the most common things, things we take all for granted, proof to be obstacles.

Saturday, April 12, 2008

andere Mitreisende



Heute ist noch hier. Morgen ist Mallorca.

Die Fahrt zum Flughafen gibt es schon nachher. Zum Gepäck aufgeben. Das bringt dann morgen eine Stunde mehr Schlaf. Und dazu bereits heute die Entscheidung, welche Bücher mit auf die Reise gehen: Lob des Golfstroms. Die Hütte. Deutschstunde. Animal Farm.

Animal Farm - daran hatte ich nicht gedacht, aber das wird ein Gegenstück zu dem Buch, das ich gestern gelesen habe: Amos Oz. Plötzlich tief im Wald. Ein Märchen über ein Dorf, aus dem alle Tiere verschwunden sind. Und über ein Mädchen, dass sich Gedanken um die Welt macht.

Somit, sagte Maja, nachdem sie diesen Gedanken eine Weile verfolgt hatte, somit könnte man sagen, daß wir alle, ohne Ausnahme, in einem Boot sitzen: nicht nur alle Kinder, nicht nur alle Menschen im Dorf, nicht nur alle Menschen auf der ganzen Welt, sondern alle Lebewesen. Wir alle. Und ich frage mich, ob die Pflanzen nicht vielleicht auch Verwandte von uns sind, weit entfernte Verwandte.
Und der, der andere Mitreisende verspottet oder sie quält, sagte Mati, ist eigentlich der Dumme, der dem ganzen Boot schadet. Denn es gibt für keinen ein anderes Boot.


Kein anderes Boot.

Gestern, in 3Sat, andere Weltgedanken: die Feststellung von Astrophysikern, dass sich die Ausdehnung des Universum überraschenderweise beschleunigt. Statt sich zu Verlangsamen. Und dass es eigentlich genau gleich viel Antimaterie im Raum geben müsste wie Materie. Nur, dass die Antimaterie verschollen ist. Dafür gibt es eine Kraft, die sich bisher nicht entschlüsseln lässt. Und daher dunkle Energie genannt wird.

Möglich ist auch die Existenz von Paralleluniversen, die anderen Naturgesetzen unterliegen. Andere Boote, so gesehen. Zu denen leider kein Weg führt. (Jedenfalls nicht auf physischer Ebene).

Zeit zum Sterneschauen.

~~~