Tuesday, November 20, 2007

ichmich



Die neue Generation X hat endlich einen Namen. Zumindest auf der anderen Seite der Welt, downunder in Oz: die I/Me Generation.

Wie übersetzt man das nun, frage ich mich. Ein paar Tage später gibt mir eine Gedichtzeile die Antwort. Sie stammt aus dingfest, der Textsammlung von Ernst Jandl.

ein ichmich
kann etwas gutes sein
ein ichmich
kann etwas schechtes sein
...
ein dumich
kann ohne mein zutun sein
auch ein ichmich
kann mich plötzlich überfallen

Passend dazu dann, etwas später: Gedanken zur Nanotechnologie. Die keine direkte Fachwissenschaft ist, wie der Artikel erklärt, sondern eher eine Art und Weise, die Forschung zu organisieren. Daher nehmen auch Philosophen an Nano-Tagungen teil.

Und was machen die Techniker nun mit der Nanotechnik? Genau das, was die Generation I/Me tut: sie ritzen ihren Namen in die Welt. Was dann gleichzeitig auch ein Beweis des Potenzials dieser Technik ist.

Man kann es als eine Art proof of concept dafür verstehen, dass wir uns auf molekularer Ebene willkürlich in die Materie einschreiben können. Denn im Grunde gibt es ja nichts Willkürlicheres, als den eigenen Namen irgendwo hinzuschreiben. Damit führt man vor, was man am Ende will: willkürliche technische Kontrolle über einzelne Atome und Moleküle. Das ganze visionäre Potenzial der Nanotechnologie steckt in diesem Akt.

Ich geh dann auch mal Atome ritzen.

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Monday, November 12, 2007

Life is a story



November. Und ich lese immer noch das Buch, das ich auf Kreta angefangen habe: The Testament of Gideon Mack, von James Robertson. Wahrscheinlich, weil noch etwas Sand zwischen den Seiten hängt. Und es daher doppelt schwerfällt, die letzte Seite aufzuschlagen. Gibt es das Buch schon auf deutsch? Kann ich hier einfach englisch zitieren? Warum eigentlich nicht? (Fragte Eva.)

When I think of all the novels I've read, I do wonder if it's been a sensible use of my time. Why would I fill my head with all those made-up stories if it wasn't to try and understand my own story? Every month my book group discusses a novel and its characters as if they were real people making real choices. Life is a story.

Bei Robertson geht es um die grösste Geschichte der Menschheit. Die Geschichte von Gott und vom Teufel. Und vom Mensch, mit seiner Religion, zwischen dem Guten und dem Bösen pendelnd. Verkörpert durch Gideon Mack, der in dem Buch das Glück oder Pech hat, als zweifelnder Mensch auf den Teufel zu treffen, und sich mit ihm über Gott und die Welt zu unterhalten. Der Teufel, er trägt in dieser Geschichte keine Hörner, keine Klauenfüße.

"I used to have a purpose," the Devil said. "We both had a purpose, God and me. Now? Basically, I don't do anything any more. I despair, if you want the honest truth. I mean, the world doesn't need me. It's going to hell on a handcart, if you'll excuse the cliché, without any assistance from me."
"And does God feel the same?" Gideon asked.
"Probably. I feel sorry for him, actually. What's in this for him? If things are going well, people forget about him. They unchain the swings, turn the churches into casinos and mock anybody who still believes in him. He's a very easy target. And who does he get left with? Fanatics and maniacs of every faith and every persuasion, who want to kill the heretics and blow themselves to pieces in his name. I feel sorry for God, I do. I mean, what a thankless fucking job. It must be like running the National Health Service when nobody believes in it any more."

Und dann war noch - die Zeit. In der es diesmal um Licht ging. Darum, wie die Wahl von Lampen unser Leben beeinflusst. "Ein Designheft über Licht und Schatten", stand auf der 2. Titelseite. Den Gedankensprung, den Harald Martenstein von diesem Thema aus machte, ist beneidenswert leichtherzig: von Lampen zum Limbus. Die sogenannte Vorhölle, in der diejenigen Seelen landen, die noch nicht getauft wurden, bevor sie starben.

Das heißt, so vorbildliche Gestalten wie Moses und Abraham unterstanden nach ihrem Ableben dem Teufel! Der Teufel hat sie aber nicht gequält, im Limbus wird nicht gequält. Warum der Teufel jemanden nicht quält, der seinen Gegenspieler huldigt, nun aber unter seiner Fuchtel steht, verstehe ich nicht. Der Teufel ist entweder besser als sein Ruf oder ein kompliziertes theologisches Problem.

Das glücklicherweise nun gelöst ist: im April 2007 hat die Kirche den Limbus abgeschafft.

Soviel zum Licht und Schatten der Welt.

Und was lese ich jetzt?

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