Tuesday, August 05, 2008

Zen Mal Zwei



August. Zeit für die Stadtbücherei. Und zwischen den Regalen, Zeit für S. Yep. Ich lese immer noch nach dem Alphabet. Und finde so zurück zu Susan Sontag. Nicht im Original, leider. Vielleicht fällt mir das Buch auch daher schwer. Schon im Titel ist auf deutsch etwas verloren gegangen: von Death Kit zu Todesstation.

Dafür bleibe ich an den Zeilen der dritten Seite hängen.

Diddy, nicht wirklich lebendig, hatte ein Leben. Was kaum dasselbe ist. Manche Menschen sind ihr Leben. Andere, wie Diddy, bewohnen es bloß. ... Menschen, die bloß ein-Leben-haben, sind gewöhnt, sich in einer dicken Flüssigkeit zu bewegen. Nur das ermöglicht ihnen ihr Leben zu führen. Ihr Leben hängt davon ab, daß sie nicht sehen.

Zen, denke ich. Und fange nach asiatischer Tradition an, von hinten zu lesen. Auf Seite 373, bei dem Nachwort, das auch eine Erklärung ist: im Zentrum des Buches steht ein Traum. Und das Buch selbst, es ist eine Raum-Konstruktion. Eine Darstellung der Unwirklichkeit und Brüchigkeit unserer Realität.

Schnitt. Sprung. Seitenwechsel.

Von Sontag zu Stein. Die, wie Sontag, verwegene Wege geht.

"Komplikationen sind immer einfach, aber eine andere Sichtweise als die der ganzen Welt ist ganz selten. Die Sachen auf eine neue Art sehen, das ist schwierig, alles hält einen zurück, Gewohnheiten, Schulten, das tägliche Leben."

Sehen, denke ich. So wie Diddys Leben davon abhängt, nicht zu sehen - hing das Leben von Stein daran, zu sehen. So ist es auch keine Überraschung, dass es in Paris sie und ihr Bruder Leo waren, die neu sahen. Und dafür einen Raum schufen, in der Rue de Fleurus. Schwer, sich vorzustellen, dass damals all die heute großen Namen noch kleiner waren. Dass die Leute über die Impressionisten lachten, über Maler wie Cézanne, Matisse oder Picasso.

Und später dann, nach dem ersten Weltkrieg, wird der Salon Treffpunkt der neuen Literatur. Ezra Pound. T.S. Eliot. Ernest Hemingway. James Joyce. Djuna Barnes.

Und Stein schreibt. Und schreibt. Und findet keinen Verleger. Wahrscheinlich, weil sie zu weit war, für ihre Zeit.

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Kleine Anekdote am Rand - hier, in der Biografie, finde ich zufällig die Geschichte der Rose. Sie stammt aus einem Kinderbuch, das Stein schreibt: eine Geschichte über ein Mädchen namens Rose, die im Wald ihren Namen an einen Baum schreibt.

sie würde rundherum immer rundherum aber nicht krumm Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose in die Rinde ritzen bis es ganz rundherum reichte.

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