Monday, November 07, 2005

Sommerstücke im November



Montag morgen. Ronnie auf dem Weg zur großen Panini Jahreskonferenz, im Anzug, um 2006 zu skizzieren. In Zahlen. Und mein Horoskop, wie immer zwischen Bedachtheit und Humor pendelnd, meint zu mir: „In many respects this is a good time to sit back and take a long look at how your life is working out.“

Was mich zum lächeln brachte – weil ich gestern mittag endlich den Mut hatte, das Skizzenbuch wieder in die Hand zu nehmen, das mir eine Freundin im Dezember geschenkt hatte (“Henry Miller hatte das auch”), und dass ich mit in Mallorca hatte um Ideen darin zu skizzieren, die dann hoffentlich irgendwann ihre Form finden würde. Und eine neue Seite aufzuschlagen und den Moment auf der Treppe zu skizzieren. November. Sonne. Die Luft voller 12 Uhr Glockentöne. Und die letzten Sommerblumen des Jahres, immer noch blühend. In Nachbars Garten.

Dazu passend, das Buch das ich gerade lese: Sommerstück, Christa Wolf. Ein seltsam schönes trauriges Buch.

„In der früheren Zeit müssen die Häuser ihren Platz in der Landschaft ganz von selbst gefunden haben. Wie sie es nur gemacht haben, fragten wir uns. Die Vorfahren der Bauern, von denen Antonis und Louisa dieses Haus gekauft hatten, hattes es sich doch gewiß nicht leisten können, sentimental zu sein. Aber ihr praktischer Sinn scheint ihren Blick für die Schönheit nicht getrübt zu haben. In einer leichten Bodenwelle, die lange Fensterfront der Mittags- und Abendsonne zugewandt, liegt es da, das Haus. Einladend, das ist das Wort.

Wenn draußen keiner zu sehen war, blickte man durch die Geranien auf den Fensterbrettern in die Wohnstube. Da saß Luise and dem alten rissigen Tisch und nähte oder schrieb, oder wenigstens lag Tilli, der mächtige schwarzweiße Kater, schlafend im Schaukelstuhl. Und wenn nun er die Seele des Hauses war? Seele, Seele, ein fremder Klang. Euer Haus hat eine Seele, Luisa. Luisa, erschrocken: Ich weiß. Red nicht drüber. Oft hab ich Angst, wir verstehen sie nicht. Sie ist so verletzlich.“


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Und ja. Woher kommt dieses Bedürfnis überhaupt, die Momente zu skizzieren, in Worten, auf Papier, sie zu drehen. Dieses Bedürfnis, geschriebene Worte zu teilen. Und diese Versuche, in Sätzen auf den Grund der Dinge zu tauchen. Und wäre das nicht ein wunderbarer Stoff für eine Geschichte?

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