Friday, September 19, 2008

Einfach Kunst



September. Der Herbst kommt übers Wochenende. Während ich Spaghetti esse, gehe ich mit Andreas Meier ins Römermuseum. Erst hätte ich den Artikel fast überblättert. Dann bleibe ich hängen. Und folge dem Rausch der Geschichte.

Ich gehe weiter und komme zu den Germanen. Dort betrete ich eine Fläche, auf der Kuhsilhouetten aufgezeichnet sind. Drum herum schwarze Punkte. Da man von der Schlängelrampe aus immer wieder auf bereits besuchte Ausstellungsstationen herabblicken kann, hat man viel Gelegenheit zu fragen. Was sollen eingentlich die Kuhsilhoueten da, warum sieht man schwarze Punkte auf dem Bodem? Und so weiter.
Das sei ihnen gar nicht aufgefallen, sagen die Besucher.
Unwillkürlich muss ich an Per Anhalter durch die Galaxis denken. Dort gibt es das songenannte PAL-Feld. Um einen Gegenstand unsichtbar zu machen, wird ein "Problem anderer Leute"-Feld um ihn errichtet.


Vielleicht liegt es auch an der Launigkeit des Artikels, dass ich dann einige Tage später selbst ein Museum besuche: in der Villa Merkel läuft eine neue Aussstellungm "Arbeiten mit der Sammlung Rolf Ricke". Neugierig gehe ich durch den Park, der mit verrosteten Skulpturen schon auf die Begegnung mit der Kunst vorbereitet.

Innen warten fast leere Räume, pointiert bevölkert von Kunstwerken ohne Titel. Einfarbige Leinwände in Falten. Gesplitterte Glasscheiben. Schwarze Flächen mit Loch. Alles, bis auf eine Zeile im Faltblatt, ohne Erläuterung.

"Ich will zeigen," sagt Rolf Ricke, "dass Kunst eigentlich ganz einfach ist. Sie ist ablesbar. Worum es sich auch handelt- man kann ganz genau sehen, wie etwas gemacht ist, und das schätze ich an der Kunst."

Mein Horoskop nimmt es mit Humor. "This would be a good time to see an art exhibit that challenges your preconceived views about what is beautiful," sagt es einen Tag später. "Probably this will be entertaining rather than unsettling, and you will experience something new."

Kunst und die Aufgabe und Leistung des Künstlers. Auf das Thema treffe ich dann an einem ganz anderen Ort noch einmal: auf dem Buchumschlag von Patrick Süskinds Roman "Die Taube".

Nicht nur riecht, schmeckt man, sieht und hört man, was Süskind beschreibt; er ist ein Künstler, auch wenn es darum geht, verschwundenes, verarmtes Leben in großer innerer Dramatik darzustellen.


Mit den Horoskopzeilen im Hinterkopf nehme ich dann einen zweiten Anlauf. Online. In den gesammelten Google Bildern von Rolf Ricke. "Die Sammlung spiegelt..", steht unter einem Bild. "Einfach Kunst" unter einem anderen.

Und da ist es wieder: das Loch in der Leinwand, das die Gedanken anstößt.

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