Monday, May 19, 2008

never mind



Was würde ich ohne die Bücherei nur tun? All die Bücher, die man auf Zeit mitnehmen kann, um daheim in ihnen zu blättern, und dann überrascht zu werden. Ja, man könnte sie auch kaufen - aber wo anfangen? In Buchhandlungen, online oder offline, stehen immer 2 Kategorien im Vordergrund: Neuerscheinungen und Bestseller. Wobei die Bestseller aus den Neuerscheinungen rekrutiert werden. Und das System so fröhlich um sich selbst kreiselt.

Daher also Bücherei. Diesmal mit einem ganzen Schwung von Büchern in Originalsprache - englisch. Früher war mir das nicht einmal bewusst, dass die meisten Bücher Übersetzungen sind. Und beim Übersetzen oft ein Stück vom Autor verloren geht. Anne Enright ist auf deutsch nicht leicht vorstellbar:

This is the way my mind runs, as I fail to gather myself together and get back on the train to the airport while my brother is decanted and transported and embalmed, somewhere in the town behind me. I go into a few shops and try normality fo a while, and end up sitting still while the loud world passes by, with a long coffee spoon in mouth, sucking.

Oder Herman Melvilles Moby Dick. Worte, gewoben wie ein Fischernetz, rauh und alt. Ich werde es nicht ganz lesen - das ist der andere Vorteil an Bücherei-Büchern: die Leichtigkeit, zu können, aber nicht zu sollen, nachdem man ja nun auch A gesagt und bezahlt hat. Doch die erste und letzte Zeile von Moby Dick möchte ich behalten.

Call me Ishmael. Some years ago - never mind how long precisely - having little or no money in my purse, and nothing particular to interest me on shore, I thought I would sail about a little and see the watery part of the world.
- But no more of this blubbering now, we are going a-whalin, and there is plenty of that yet to come.

Der Wal. Er taucht auch in Dava Sobels Buch über die Bestimmung der Längengrade auf. Ein Buch, das mich immer wieder an Erik Orsennas Lob des Golfstroms erinnert hat. Überhaupt scheint sich das Meer durch die Bücher dieser Wochen zu ziehen. Aber zurück zum Wal, und zur ersten und letzten Zeile von Longitude:

When I'm playful I use the meridians of longitude and parallels of latitude for a seine, and drag the Atlantic Ocean for whales. - Mark Twain
...With his marine clocks, John Harris tested the waters of space-time. He succeeded, against all odds, in using the fourth - temporal - dimension to link points on the three-dimensional globe. He wrested the world's whereabouts from the stars, and locked the secret in a pocket watch.

Das Bild hinter den Buchcovern ist übrigens ein Rothko. Oder bessergesagt: der Nachdruck eines Rothko-Gemäldes. Das Original heißt Untitled, ist von 1949, und würde die Bücher mit seinen zwei auf eins komma sechs Metern locker überschatten. Auch hier gibt es zwischen Original und Duplikat diverse kleine, große Unterschiede.

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