Sunday, February 24, 2008

Pingpong



Manchmal ist das über Bücher lesen spannungsgeladener als das feuilletonnierte Buch selbst. So scheint es jedenfalls bei den Wohlgesinnten zu sein - denen die wenigsten, die darüber schreiben, wohlgesinnt sind. Und die parallel zum Buchinhalt gleich auch über den Furor sinnieren, der per Pingpong-Prinzip durch die Seiten rauscht, und sich dabei weiter ausbreitet.

Warum gibt es so viel Aufregung über ein literarisch mittelmäßig bis dürftig geratenes Debüt? - Der Autor Jonathan Little hat getan, was in der Tat noch niemand gewagt hat und was die Interpreten in Frankreich und in Deutrschland verblüfft und herausfordert. Er spielt 1400 Seiten lang SS-Obersturmführer.

Vielleicht lese ich bei diesem Buch statt der Buchseiten weiter die Kommentare dazu? Oder bleibe vorerst bei Nabokov. Dessen Bücher, so wie es aussieht, schon seit längerer Zeit in der Bücherei standen, aber dabei bemerkenswert unberührt blieben - bis auf Lolita, die unterwegs war. Und um die es beim Erscheinen wohl einen ähnlichen Rummel gab.

In heutiger Sicht ist es verlockend, Lolita als einen brillanten Coup zu betrachten, baute Nabokov seinen Roman doch gerade noch auf der Verletzunge eines Tabus auf, ehe die Schleusentore der Permissivität oder Liberalität (das hängt von unserem Standpunkt ab) aufgerissen wurden.

So lese ich Pnin, den Roman über den pedantischen, gutmütigen und leidgewohnten Professor für Russisch am Waindell College, New York. Pnin. Sein Name ist abgeleitet vom Bild eines angeknacksten Pingpongballs. Parallel dazu blättere ich Nabokovs Biografie, die so weit von Pnin nicht entfernt ist: ein Lebenslauf, der von der russichen Revolution, und vom zweiten Weltkrieg durchkreuzt wird.

Zurück bei Pnin, bekommt so der Satz über einen Koffer, den er zurücklassen muss, einen anderen Klang.

Schön! .. Er würde die Tasche auf dem Rückweg mitnehmen. Er hatte wertvollere Dinge in seinem Leben verloren, verschlampt, verschleudert.

Nun zurück zu den Feuilletons.

Ping.

Pong.

Wednesday, February 20, 2008

Kirschblütenbücher



Februar. Sonne wie im Frühling, Tulpenspitzen, und in Berlin, die Berlinale. Mit Kirschblütenfilm. Neben der Coach: Murakami mal 2. South of the Border, West of the Sun, und In the Miso Soup. Bis zum letzten Besuch in der Bücherei wusste ich nicht einmal, dass es noch einen Murakami gibt. Um mögliche Verwechslungen auszuschließen, befindet sich auf beiden Büchern eine klare Referenz.

"Haruki Murakami - Casablanca im japanischen Stil.. traumgleiches Passagen, Szenen mit der Leuchtkraft eines Gedichts." Die überraschendste Szene, vielleicht: eine Erinnerung an Die Wüste Lebt.

One generation dies, and the next takes over. That's how it goes. Lots of different ways to live. And lots of different ways to die. But in the end that doesn't make a bit of difference. All that remains is a desert.

Vielleicht ließe sich auf diese Formel auch die Vielfalt der Geschichten, die in Büchern erzählt werden, reduzieren. Viele Arten zu Leben. Viele Arten zu Sterben.

Dann - Muschg. Den ich vor 2 Jahren in Lanzarote dabei hatte. "Die Insel, die Kolumbus nicht gefunden hat," war das Buch damals. Gelesen in der kleinen Wüste des Strandes. In Bayun bin ich nicht wirklich hängengeblieben. Aber einige Zeilen blieben doch.

Ich weiß, dass du mich nicht mehr sehen willst, darum bin ich blind. Ich höre nichts mehr, weil ich von dir nicht höre, daß du mich leiden kannst. Nicht mehr wünschen zu können, daß du mich gern hast, das bedeutet für mich: in China sein.

(und ein seltsamer Vertipper: statt "daß du mich gern hast" schrieb ich zuerst: "daß du mich fern hast")

Dann: Marukami 2. Ryu. In the Miso Soup. "Liest sich wie die Scriptnotizen für American Psycho - Urlaub im Ausland." Nur, dass das Buch im Vergleich zu American Psycho bemerkenswert oft zu Gedanken über die Welt, die Kultur und die Charakteristik von Gut und Böse führt. Wie hier:

Nobody, I don't care what country they're from, has a perfect personality. Everyone has a good side and a side that's not so good. That's something I learned working at this job. What's good about Americans, if I can generalize a little, is that they have a kind of openhearted innocence. And what's not so good is that they can't imagine any world outside the States, or any value system different from their own.

Und wie immer fällt mir nun keine gute Abschlusszeile ein. Die kommen immer mit Verzögerung. Wäre sonst auch zu einfach.

~~

Tuesday, February 19, 2008

dream, desire & despair



the sun was out, and i retreated to my cat place and read through the pages of the new sandman comic – the next part of the story of the lord of dreams.

it's a family story this time. a family story of the very different kind. for Dream is part of an eternal family dream. his sister is Death, and his elder brother is Destiny. his other sisters are: Desire. with a twin named Despair. and the youngest sister: Delirium. in the story i read, Dream needs to step into hell, to free a woman he condemned there for a wrong reason. it altogether is really a story of heaven and hell. which made me think of the heaven and hell story of 2028. the 2 tables. interesting detail: in the sandman book, there is this scene about hell:

“So what is the way to hell?” - he asks.
"Hell is not a place you go to," the other answers. "It's a place that is inside of you.”

and strangely fitting, i visited the oblique strategies web page on sunday, and drew a card, and up came a line i have never seen before. almost a zen line. it said:

“Disconnect from Desire.”

just like that.