Tuesday, November 08, 2005

Kierkegaard und KoKi



Novembermorgen, die Sonne ein Milchfleck über den verschwommenen Konturen von weiß rauchenden Kaminen, und ich blättere in dem kleinen Stapel aus Zeitschriften und Faltblättern, der sich in den letzten Tagen angesammelt hat, in überraschend einheitlichen Farben - Der Spiegel: rot in rot, die KoKi Vorschau: rot umrandet, nur das philosophische Cafe: kompromisslos schwarz.

Dafür die Inhalte: bunt.

Im Spiegel: Kierkegaard. Fast wie eine Fortsetzung des philosophischen Cafes, auch im Namen, von'Existieren kann man nur mit Leidenschaft', zu 'Gegen das fromme Dösen'. Der Artikel erzählt von einem Philosophen, der in seiner Zeitlosigkeit und Relevanz an Sokrates erinnert:

"Er will Fragen stellen, Zweifel sähen und alle Anlehnungsbedürfnisse durchkreuzen. Seinem Bemühen um den Einzelnen entspringt das grundsätzliche Misstrauen gegen die Mehrheiten und ihre Meinungen. Und damit der Kampf gege die, die sie herstellen: die Zeitungen.
...
Glauben bedeutet für ihn Wahl, die radikale Existenzentscheidung, der Sprung ins Offene.
...
Man muss nicht gläubig sein, um von Kierkegaard aufgewühlt zu werden. Nein, er verlangt lediglich, ernst mit sich selber zu machen. Doch das ist wohl zu allen Zeiten eine Ungeheuerlichkeit.“

Im Koki: 'Nicht mehr/Noch nicht' von Daniel Kunle, 2004. 'Modern Times' von Charlie Chaplin, 1936; laut FAZ der "modernste Film der Saison". Ende des Monats dann, entgegen des Titels nicht wirklich weihnachtlich angehaucht: 'Paradise Now', von Hany Abu Assad, gedreht in Israel und Palästina. Und als Gegenstück dazu, 'L.A. Crash' von Paul Haggis, gedreht in Hollywood:

"Es gibt keine Guten und Bösen in diesem Film, sondern nur Menschen, die ihren Ansprüchen nicht gerecht werden. So gelingt es dem Regisseur, ganz ohne erhobenen Zeigefinger jeden Zuschauer mit seinem eigenen Inneren zu konfrontieren, mit all den fatalen Nuancen des Vorurteils unter der falschen Oberfläche von Toleranz."

Die Zeile aus der Filmkritik, sie alleine lohnt schon. Und führt fast direkt weiter ins philosophisches Cafe führen, das passenderweise am 1. Dezember die Tür öffnet. Mit einem Thema, das weiter ins Innere, unter die Oberfläche führt, zum Zentrum des Denkens: 'Bewusstsein und Geist, betrachtet aus östlicher Sicht'. Und auch hier, Tiefe bereits in der Kurzbeschreibung:

"Das Bewusstsein - der blinde Fleck des Denkens, das sich selbst nicht sehen kann. Der buddhistischen Auffassung zufolge, eine Sinneswahrnehmung: dadurch trügerisch, ein schwankendes Rohr hinsichtlich seiner Zuverlässigkeit. Dem gegenüber steht die Überzeugung, das alles Zeitliche, Begrenzte und Wirkliche überwunden werden kann - auch auf dem Weg der Erkenntnis. Ein Selbstwiderspruch?"

Zumindest dem Milchfleck am Himmel geht nun ein Licht auf. Da müsste man ja fast eine rot-schwarze Momentaufnahme knipsen…

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