Sunday, October 21, 2007

Ortsbestimmung



Es ist Oktober. Heute ist hier. Ein Hier mit Schnee, und mit Büchern, die nicht für mich sind. Obwohl das erste so gut anfängt. Behutsame Ortsbestimmung. Péter Nádas.

Seit ich in der Nähe dieses riesigen Wildbirnenbaums lebe, muß ich nicht mehr fort, wenn ich in die Ferne schauen oder in die Zeit zurückblicken will.
Die Zweige der Wildbirne sind voller kleiner, bauchiger Blätter, die glänzen und hart sind wie Rindsleder.

Vielleicht wenn der zweite Satz in die Ferne geschweift wäre? Ich bleibe nicht hängen. Und versuche es, wie ein Kind mit einer zu großen Tüte Süßigkeiten, mit dem nächsten Buch. Das auch so gut anfängt. wir sind lockvögel, baby. Elfriede Jelinek.

gebrauchsanweisung.:
sie sollen dieses buch sofort eigenmächtig verändern. sie sollen die untertitel auswechseln, sie sollen hergehen & sich überhaupt zu VERÄNDERUNGEN ausserhalb der legalität hinreissen lassen.
dann wendet sich otto zu seinen begleitern um. seine augen funkeln seine gestalt strafft sich. und nun sagt er spöttisch bestimmen wir was getan wird. der lauf eines polizeikarabiners hopert über seine wamme am rückgrat, bleibt an den krapfengeschwülsten weiter unten hängen und GEHT LOS!

Und wenn es auch heute ohnehin nicht passen wird, blättere ich dennoch das dritte Buch auf. Auch das fängt gut an. Michel Houellebecq. Die Welt als Supermarkt.

Der Roman, von gleicher Gestalt wie der Mensch, sollte normalerweise alles von ihm enthalten können. Man glaubt beispielsweise zu Unrecht, dass die Menschen ein rein materielles Leben führen. Gewissermaßen parallel zu ihrem Leben stellen sie sich unentwegt Fragen, die man in Ermangelung eines besseren Ausdrucks philosophisch nennen muss.


Ich schaue auf die Uhr. Zeit zum Koffer packen. Morgen ist Kreta. Ohne Schnee. Dafür mit Zeus. Und der Frage, ob ich Romane in der Bücherei in Zukunft vielleicht nicht nach ihrem ersten Satz, sondern einem zufälligen Satz aus der Mitte aussuchen sollte.

Noch ein Nachgedanke zur Ortsbestimmung - hier ist 255 Meter über NN. Eigentlich sollte es heute nur bis 400 Meter schneien. Genaugenommen, eigentlich gar nicht. Nur weiter östlich.

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