Wednesday, August 22, 2007

Zehn oder Fünfzehn



Eigentlich war ja G dran. Aber wie hätte ich an der nigelnagelneuen Murakami-Biografie vorbeilaufen sollen? Wo dazu noch ein zweites Buch von ihm im Regal zwei Räume weiter stand? Irgend jemand in der Stadtbücherei scheint auch auf Murakami zu stehen.

Die Biografie namens Melodie des Lebens heißt übrigens im Original "The Music of Words". Und um die geht es in dem Buch. Um die Bilder der Geschichten, um die Melodie der Sprache, um die Richtung, die Tonlage, in der sich Murakamis Bücher bewegen. Und um das Schreiben. Das sind für mich die spannendsten Passagen. Sie klingen wie eine Short Story aus Japan.

"Man braucht körperliche Kraft und Ausdauer", sagt er, "um in der Lage zu sein, ein Jahr lang en einem Roman zu schreiben und ihn dann während eines weiteren Jahres zehn oder fünfzehn Mal umzuschreiben."
Er beschloss zu leben, als hätte jeder Tag nur 23 Stunden, sodass ihm, ganz gleich wie beschäftigt er auch war, nichts davon abhalten würde, eine Stunde zu trainieren. "Ausdauer und Konzentration sind zwei Seiten derselben Medaille... Ich sitze ausnahmslos jeden Tag an meinem Schreibtisch und schreibe, egal ob ich dazu aufgelegt bin oder nicht, ob es mir schwer fällt oder ob es mir Spass macht.
Ich stehe um vier Uhr morgens auf und schreibe gewöhnlich bis Mittag. Das tue ich Tag für Tag - es ist das Gleiche wie beim Laufen -, ich gelange an einen Punkt, an dem ich weiß, dass ich das erreicht habe, was ich die ganze Zeit versucht habe. Für so etwas braucht man physische Kraft .. Es ist wie durch die Wand gehen. Man muss hindurchschlüpfen."

Das zweite Murakami-Buch heißt in allen Sprachen gleich: Tony Takitani. Die Entstehung des Buches verrät die Musik der Worte: "Ihn faszinierte der Name Tony Takitani, der auf einem alten T-Shirt stand, das er auf Hawaii für einen Dollar gekauft hatte."

Und mit diesem Namen, und einem bezaubernden Satz, fängt dann auch die Takitani-Geschichte an.

"Tony Takitani war wirklich Tony Takitanis richtiger Name."

Und dann waren noch.. die G-Bücher. Johann Wolfgang Goethe. Faust. Und eine Biografie. Günter Grass. Die Blechtrommel. Und eine Biografie. Vielleicht ein andermal. In einem anderen Jahr.

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