Wednesday, March 15, 2006
Saxophon & Sappho
Lisa im Wörterland. Abenteuer Wortwelten. Die Seiten, unnummeriert und bunt. Das Mädchen, das durch sie einen Weg sucht, mit einer achtspitzigen Frisur. Einem roten Kleid. Und einem Saxophon. Den Büchern von Sappho, Jane Eyre und Anais Nin im Regal hinter sich. Und dem Wunsch, die richtigen Worte zu suchen, um sie auf das Blatt Papier vor sich zu schreiben. Doch dann ruft die Mutter sie zum Essen und zu den anderen wichtigen Dingen des Lebens.
"Lisa! Du hast den ganzen Morgen nur in deinem Zimmer gelesen und geschrieben! Komm schon! Das Essen ist fast fertig. Ein junges Mädchen lebt nicht nur von Gedankennahrung und Wissensdurst"
- Matt Groening
Und da beginnt die Geschichte, die wie alle gute Geschichten auch nach dem N D weitergeht. In Gedanken. Im Hintergrund. Für eine Zeit ohne Worte. Bis diese dann in einem anderen Buch, auf einer anderen Seite wieder einsetzen.
"Sie konnte sich selbst nicht drängen, schnell fiel ihr nichts zu, viel war schon, daß jetzt häufiger eine Ahnung durchschien, worauf das alles hinauslaufen soll, dann aber, wie es sich für sie versteht, gleich mit Verzweiflung gemischt: Es fasste sie plötzlich eine große Angst, daß sie nicht schreiben konnte, dass es ihr versagt sein werde, je in Worte zu fassen, was sie erfüllte."
- Christa Wolf, Nachdenken über Christa T.
So dreht sich das Blatt, und kreist weiter im Wortland. Überquert den Ozean, und landet dort ungeplant mitten in einem Vorabausblick auf Tradition vs. Experimentation, und dort auf den zweiten Klick bei Fragmenten von - Sappho.
"the mystery
became a body water
a creek or like
creek
she sat down
in it"
- Tiff Dressen
Wie ging das nun wieder, frage ich mich, und schaue kurz ins Regal hinter mir, in der jedoch gerade weder Nin noch Eyre steht, sondern dafür das diesmal simpsons-gelbe Kinoprogramm vom Koki. Mit einem speziellen Filmtipp für den Monat März: Urlaub vom Leben im KoKi. Von Neele Leane Vollmer, Absolventin einer Filmakademie die sich drei Orte weiter findet, in Ludwigsburg. Und einen Film gedreht hat, der in Bremen spielt. Und nun in Esslingen läuft. Laut Vorschau ein leiser, präziser, entspannter Film, der einfach vom Leben erzählt (was eine ganze Menge ist) und bei dem es sich lohnt, genau hinzuhören.
Eine Schlüsselstelle des Films: Ein Mann geht zu seinem Arzt, weil ihm immer wieder schlecht wird. Doch sein Arzt kann keinen Grund dafür finden. "Geht es Ihnen eigentlich gut?", fragt dre Arzt dann den Mann. "Ja, sicher," antwortet der. Der Arzt schaut ihm einen Moment an, und reicht ihm dann ein Blatt. "Dann schreiben Sie 3 Dinge auf, die Sie in ihrem Leben glücklich machen."
Der Mann nimmt das Blatt, und schaut den Arzt an. "Nur für sich, Sie brauchen mir das Blatt nicht zurückzugeben," sagt der Arzt dann.
Diese Magie, die von unbeschriebenen Blättern ausgeht.
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